"Dank Matching lassen sich unsichtbare Immobilienangebote sichtbar machen"

Eine Wohnung in der Schweiz zu finden, ist ein langer und komplexer Prozess, egal ob es um Kauf oder Miete geht. Die Immobilienplattform Hoyou will die Karten neu mischen, indem sie ein Matching-System anbietet, dessen Prinzip sich bereits in den Bereichen Job- und Partnersuche bewährt hat.

Der Schweizer Immobilienmarkt erweist sich aufgrund der gestiegenen Kreditkosten und der vergleichsweise langsamen Kaufpreisentwicklung nach der deutlichen Erhöhung im Jahr 2022 (+6,4%) derzeit als träge. Diese Lähmung betrifft sowohl den Mietmarkt wie auch das Wohneigentum: Mieter ziehen aufgrund der gestiegenen Mieten kaum noch um und Eigentümer zögern, ihr Objekt zum Kauf anzubieten, bevor sie ein neues Zuhause gefunden haben. Um den Markt zu beleben, setzen neue Akteure auf das Prinzip des Matching, das sich bereits im Bereich der Partnersuche (Tinder, Bumble, GetOnce) und auf dem Arbeitsmarkt (jobs.com oder Monster) etabliert hat. Hoyou, die erste derartige Plattform für den Tausch von Immobilien in der Schweiz, will neuen Schwung in den Markt bringen. Sie wurde 2022 zunächst für den Immobilienverkauf lanciert und seit dem Frühjahr 2023 auch auf Mietangebote ausgeweitet. Erläuterungen von Gründerin Christine Hegglin.

Nach welchem Prinzip funktioniert Hoyou?

Christine Hegglin: Die Plattform richtet sich an Personen, die auf der Suche nach einer Wohnung oder einem Haus sind und ihr derzeitiges Objekt verkaufen oder vermieten wollen. Wir sind von der Erkenntnis ausgegangen, dass es ein unsichtbares Potenzial von Tausenden verfügbaren Wohnungen und Häusern gibt, das derzeit ungenutzt bleibt. Die meisten Menschen, die ein neues Zuhause suchen, warten, bis sie selbst etwas Neues gefunden haben, bevor sie ihr eigenes Objekt inserieren. Wenn aber alle warten, passiert gar nichts und der Markt scheint ausgetrocknet. Hoyou will dieses unsichtbare Angebot sichtbar machen, indem Kontakte zwischen Menschen hergestellt werden, die sich sonst nicht begegnen würden.

Ursprünglich war die Plattform nur für den Verkauf gedacht. Wir haben aber rasch erkannt, dass junge Paare oder ältere Besitzer, die keinen Immobilienkredit mehr erhalten würden, lieber in eine Mietwohnung ziehen wollen. Deshalb kann man bei uns seit dem Frühjahr 2023 auch Immobilien zur Miete suchen.

Worin besteht die Idee des "Matching" und wie funktioniert das Ganze?

Hegglin: Nach dem Vorbild von Job- oder Partnerbörsen erfasst Hoyou mit Hilfe eines Algorithmus kompatible Erwartungen. Kauf gegen Kauf, Miete gegen Kauf ... Es geht darum, dass sich zwei Parteien mit zueinander passenden Bedürfnissen suchen und finden können. Die Plattform identifiziert Immobilien, die sich entsprechen, und informiert die Nutzerinnen und Nutzer, wenn ein Objekt, das mit ihren Kriterien "matcht", verfügbar ist. Ausserdem haben es die Mitglieder der Plattform selbst in der Hand, was sie öffentlich bekanntgeben oder vertraulich halten wollen. Hoyou bietet ihnen die Möglichkeit, ihr Objekt diskret oder sogar anonym zu präsentieren und zugleich einzigartige Häuser und Wohnungen zu entdecken, die nirgendwo sonst auf dem Markt verfügbar sind. Die Adressen der Immobilien werden nur bei einer Kontaktaufnahme weitergegeben und nur, wenn beide Parteien einverstanden sind. Wenn zwei Nutzer gegenseitiges Interesse bekunden, müssen sie nur noch Kontakt aufnehmen, was sie entweder direkt tun können oder über einen Immobilienmakler, der sie über den gesamten Prozess hinweg begleiten wird. Mit der Suchfunktion können die Mitglieder auch selbstständig nach einer Immobilie suchen, sodass sie nicht auf die Vorschläge des Algorithmus beschränkt sind.

Wie legen Sie den Preis für die Transaktionen fest?

Hegglin: Jedes Mal, wenn eine neue Immobilie bei Hoyou eingestellt wird, wird automatisch anhand der gelieferten Daten eine Schätzung vorgenommen. Bei jedem neuen Angebot wird also eine Preisspanne und ein empfohlener Marktpreis angezeigt, den der Eigentümer nach Belieben anpassen kann. Der potenzielle Käufer hat damit eine ungefähre Vorstellung von der Spanne, in der sich der Immobilienpreis bewegen wird. Wenn die Bank später die Unterlagen prüft, werden die Immobilien beider Parteien noch einmal neu bewertet. Wie bei jedem Immobilienkauf ist danach alles Verhandlungssache.

Was für Leute entscheiden sich, Hoyou zu nutzen?

Hegglin: Das ist ganz unterschiedlich. Es sind Menschen zwischen 30 und 70 Jahren, die mit digitalen Angeboten vertraut sind. Die meisten unserer Mitglieder leben in Grossstädten und deren Umland, aber das spiegelt lediglich den Zustand des Marktes wider. Ältere Eigentümer können sich, wenn gewünscht, von einem unserer Tausch-Experten unterstützen lassen, bei denen es sich mehrheitlich um lokale Immobilienmakler handelt.

Die Anmeldung auf der Seite ist kostenlos, aber für den Zugang zu Fotos und detaillierten Informationen muss man ein Abonnement abschliessen, das den Mitgliedern auch die Kontaktaufnahme untereinander ermöglicht. Damit möglichst viele Menschen die Plattform nutzen können, ist unsere Preisgestaltung absichtlich niedrig angesetzt. Ein Halbjahresabo kostet CHF 16,90 pro Monat und bei einem Jahresabo sinkt der Tarif auf CHF 11,90.

Denken Sie, dass der Schweizer Immobilienmarkt durch eine Lösung wie Hoyou wieder mehr in Schwung kommen kann?

Hegglin: Ich bin überzeugt, dass dies eine der Lösungen ist, um die Blockaden auf einem besonders angespannten Immobilienmarkt zu lösen, besonders in Regionen mit sehr wenig Leerstand wie in der Gegend um Zürich und Zug. Es ist kein Zufall, dass wir genau dort angefangen haben, auch wenn sich unser Angebot mittlerweile auf die ganze Schweiz erstreckt. Aktuell gibt es auf Hoyou rund 1'110 Immobilieninserate. Bis 2025 wollen wir schweizweit die Marke von 10'000 Immobilien knacken und anschliessend nach Deutschland und in andere Nachbarländer expandieren.


Informationen

Zur Person/Firma

Christine Hegglin, Gründerin von Hoyou

Christine Hegglin, die ihr Studium an der Fachhochschule Luzern absolvierte, gründete bereits während dieser Zeit ihr erstes Unternehmen, bevor sie sich nach und nach auf den Verkauf und die Bewertung von Immobilien spezialisierte. Nachdem sie die Maklerfirma Hegglin Group AG in Zug gegründet und fünfzehn Jahre lang geleitet hatte, rief sie 2022 Hoyou ins Leben, um den weitgehend gelähmten Schweizer Markt wieder in Bewegung zu bringen.

Letzte Änderung 20.12.2023

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