Viele Schweizer KMU beginnen, Künstliche Intelligenz in ihre Prozesse zu integrieren. Jedoch haben die wenigsten von ihnen eine übergeordnete Strategie, um sowohl Chancen als auch Risiken, die KI mit sich bringt, systematisch anzugehen. Solche Strategien können KMU in der Regel nicht allein erarbeiten – sie sind auf externe Expertise angewiesen. Um KMU die Suche nach passenden Partnern für eigene KI-Projekte zu erleichtern, hat die Schweizerische Akademie der Technischen Wissenschaften SATW gemeinsam mit zahlreichen Partnerorganisationen die Plattform SAIROP gegründet. Diese bietet eine Übersicht über wichtige KI-Akteure in der Schweiz.
Aktuelle Studien zeigen, dass heute bereits mehr als die Hälfte der Schweizer KMU Künstliche Intelligenz in ihre Arbeitsprozesse integrieren. Ist das eine erfreuliche Entwicklung?
Grundsätzlich ist es positiv, dass Schweizer KMU sich aktiv mit dem Thema Künstliche Intelligenz auseinandersetzen und mit diesen Technologien experimentieren. Jedoch sind Studienergebnisse wie diese mit Vorsicht zu geniessen. Weil das Verständnis von KI stark variiert, lassen sich solche Aussagen nur bedingt verallgemeinern. Beispielsweise sind heute unzählige generative KI-Anwendungen übers Internet leicht zugänglich. Diese stellen jedoch nur einen kleinen Teil der aktuell verfügbaren KI-Technologien dar. Es besteht daher noch viel Potenzial – gerade auch bei Anwendungen, denen medial weniger Aufmerksamkeit geschenkt wird.
Der Hype um KI kann dazu führen, dass Unternehmen KI als Verkaufsargument missverstehen. KI ist jedoch keine Zutat, die man beimischen kann und die aus einem guten Produkt ein noch besseres macht. Vielmehr muss stets der konkrete Mehrwert im Zentrum stehen, den der KI-Einsatz bewirkt – sei es, um interne Prozesse zu optimieren oder Kundinnen und Kunden bessere Leistungen zu bieten.
Wann und wo sollten KMU also Künstliche Intelligenz einsetzen?
Die Frage lässt sich nicht allgemein beantworten. Viele der generativen und breit einsetzbaren KI-Anwendungen wie ChatGPT oder andere Sprachassistenten, können mit wenig Aufwand in bestehende Prozesse integriert werden und Nutzen stiften. Weitere Anwendungsfälle zeigen wir in unserem Praxisleitfaden auf. Diese reichen von der Unterstützung von Entscheidungsprozessen über Optimierungen in Produktion, Logistik und Qualitätskontrolle bis hin zur ganzheitlichen Prozessoptimierung. Welche Anwendungsfälle sich für ein KMU eignen, muss von Fall zu Fall bewertet werden.
Zu beachten gilt, dass die Umsetzung solcher Anwendungsfälle mehr oder weniger komplex sein kann. Dies wiederum hängt auch von den jeweils vorliegenden Umständen ab. Meist gibt es für komplexere Probleme keine off-the-shelf Lösungen, die einfach pick-and-place eingeführt werden können. In solchen Fällen kann die Einführung von KI mit Herausforderungen einhergehen.
Welche Herausforderungen sind dies?
Eine übergeordnete Herausforderung ist die Geschwindigkeit, mit der sich KI weiterentwickelt. KMU haben in der Regel nicht die nötige Zeit, um auf dem Laufenden zu bleiben und das Potenzial von KI für das eigene Unternehmen richtig einzuschätzen. Entsprechend kann es für KMU schwierig sein, nur schon die geeigneten Anwendungsfälle zu identifizieren.
Weitere Herausforderungen hängen mit mangelnder Erfahrung im Umgang mit KI-Anwendungen zusammen. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer können der Einführung von KI kritisch gegenüberstehen und um ihren Arbeitsplatz fürchten. Oder die Fähigkeiten von KI überschätzen und ihr blind vertrauen, statt deren Vorhersagen kritisch zu hinterfragen. Menschen, die mitdenken braucht es jedoch weiterhin, denn keine KI ist unfehlbar und eine vollständige Automatisation kaum je realisierbar. Umso wichtiger ist es, dass Mitarbeitende die technischen Grenzen von KI richtig einschätzen und damit umgehen können.
Wie KMU diesen diversen Herausforderungen begegnen können, beschreiben wir in unserem Praxisleitfaden. Allerdings wird ein Grossteil der KMU die darin beschriebenen Lösungsansätze nicht allein umsetzen können. Glücklicherweise haben wir in der Schweiz zahlreiche Forschungsgruppen und Dienstleister mit ausgezeichneter KI-Expertise. Hier lohnt es sich, in das eigene Netzwerk und nachhaltige Partnerschaften zu investieren.
Wie und wo können KMU geeignete und vertrauenswürdige Partner finden?
Die KI-Landschaft in der Schweiz ist fragmentiert. Für KMU kann es daher schwierig sein, verlässliche Informationen zu finden und geeignete Ansprechpartner zu identifizieren. Hier setzt die Schweizer KI-Plattform SAIROP an. Diese bietet eine Übersicht über die verschiedenen KI-Akteure in der Schweiz. KMU finden auf der Plattform sowohl mögliche Forschungspartner als auch Dienstleistende, die sie bei ihren KI-Projekten unterstützen können. Die Organisationen auf SAIROP zeigen ihre Kompetenzen dort in Form von bereits durchgeführten Projekten und Angeboten auf. Letztere reichen von gemeinsamen Innovationsprojekten über klassische Beratungsleistungen bis hin zu Workshops, Weiterbildungen und Förderungsmöglichkeiten. Darüber hinaus bietet SAIROP eine Übersicht über KI-Veranstaltungen, an denen KMU sich informieren und vernetzen können.
Was ist das Ziel von SAIROP – und wie ist die Plattform organisiert?
SAIROP will den verantwortungsvollen Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Schweiz aktiv fördern. Dabei steht Zusammenarbeit im Zentrum: Die beteiligten Partnerorganisationen sind überzeugt, dass sich Herausforderungen und Chancen im Zusammenhang mit KI gemeinsam besser meistern und nutzen lassen. Dies beinhaltet insbesondere, Erfahrungen im Umgang mit KI zu teilen und KI-Wissen breiter zugänglich zu machen. Dafür tauschen sich die SAIROP-Partner regelmässig aus und diskutieren gemeinsame Anliegen. Eines dieser Anliegen ist, KMUs auf ihrer KI-Reise zu unterstützen. Daraus ist der vorliegende Leitfaden und das Faktenblatt entstanden. Weitere Artikel, die einzelne Themen im Leitfaden ausführen und gezielte Veranstaltungen sind in Planung. Auch wenn Unternehmen konkrete Fragen haben oder Partner suchen, hilft die SATW und die SAIROP-Partner gerne weiter oder vermitteln mögliche Ansprechpartner aus unserem Netzwerk.