Dank ihrer Fähigkeit zur Analyse und zum raschen Erstellen neuer Inhalte ist generative KI für die Schweizer KMU ein einzigartiger Produktivitäts-Booster. Zu einer klugen und verantwortlichen Nutzung dieser Tools gehört es aber auch, bestimmte ethische und juristische Aspekte zu betrachten.
Die Lancierung von ChatGPT durch OpenAI im November 2022 ebnete den Weg für einen der grössten Technologiesprünge des Jahrzehnts: generative künstliche Intelligenz (KI). Generative KI-Systeme können Texte, Bilder, Musik und sogar Videos generieren. Ihre Nutzung in Unternehmen hat auch in der Schweiz explosionsartig zugenommen. Laut einer 2024 erschienenen Studie der Wirtschaftsberatung Implement kann die Schweiz dank der Produktivitätssteigerung durch diese neuen Tools in den nächsten zehn Jahren mit einer Zunahme ihres Bruttoinlandprodukts um 11% rechnen.
KI vs. Generative KI
Traditionelle Modelle künstlicher Intelligenz analysieren bestehende Daten, indem sie vorgegebenen Regeln oder Algorithmen folgen. Ihr Ziel besteht hauptsächlich darin, Aufgaben in den Bereichen Kategorisierung, Prognose oder Problemlösung zu erledigen. Im Gegensatz dazu sind generative KI-Systeme wie ChatGPT, Microsoft Copilot, Google Gemini, Perplexity AI, Claude, Neuroflash, DALL·E, Midjourney, Murf oder Tome in der Lage, anhand von Daten zu lernen, um neue Inhalte in Form von Texten, Audios, Bildern oder Videos zu erstellen. Diese Tools bilden sozusagen die Funktionsweise des menschlichen Gehirns nach.
Weitere Informationen zu KI finden Sie hier: Die Chancen der künstlichen Intelligenz
Produktivitäts-Booster
Von der Kreation von Marketing-Inhalten über die Entwicklung neuer Produktprototypen und die Optimierung der Geschäftsprozesse bis hin zur Verbesserung des Kundenerlebnisses durch Chatbots bietet generative KI hervorragende Möglichkeiten, mit denen Unternehmen ihre Effizienz und ihre Produktivität erhöhen können. Sie bietet in Rekordzeit Zugang zu einer riesigen Auswahl an Vorschlägen, ohne dass man dafür Fachleute beauftragen muss.
Die zahlreichen Anwendungen dieser Technologie ermöglichen allen Wirtschaftszweigen erhebliche Einsparungen an Ressourcen und Kosten, wodurch mehr Zeit für Aufgaben mit hoher Wertschöpfung zur Verfügung steht. Heute setzen mehr als ein Drittel der Schweizer KMU Werkzeuge mit generativer KI für das Verfassen von Werbeanzeigen ein, und knapp ein Viertel erstellen damit Bilder, Illustrationen oder Gestaltungselemente für ihre Kunden. Das geht aus einer Befragung des Forschungsinstituts Sotomo im Auftrag der AXA Versicherung bei 300 Firmen hervor. In der Pharmaindustrie ermöglichen einige Systeme sogar die Herstellung neuer Proteinsequenzen, um die Entwicklung neuer Medikamente zu beschleunigen.
Darüber hinaus sind generative KI-Systeme Katalysatoren für Transformation, wie eine Umfrage des Institut de l'Entreprise und der Wirtschaftsberatung McKinsey belegt. Die von diesen Tools generierten Ideen fördern eine konstante Innovation und erlauben die Entwicklung von Lösungen, die an die von dem jeweiligen Unternehmen angestrebten Märkte angepasst sind. So kann sich das Unternehmen im Wettbewerb gegenüber der Konkurrenz umso besser positionieren.
Ethische und juristische Aspekte
Trotz ihrer Leistungsfähigkeit stossen die generativen KI-Tools an gewisse Grenzen, deren sich die Unternehmen bewusst sein müssen, um eine kluge und verantwortungsvolle Nutzung zu gewährleisten. Generative KI-Systeme können ein Werkzeug für die Produktion überzeugender Fake News (Deep fakes) sein. Es kann auch sein, dass sie Vorurteile oder stereotype Annahmen verinnerlicht haben, was beispielsweise im Rahmen eines Rekrutierungsprozesses besonders problematisch sein kann. Ferner können diese Tools Risiken in Bezug auf Vertraulichkeit und Datensicherheit sowie Qualitätssicherung mit sich bringen. Einige mit KI erstellte Inhalte enthalten zudem Elemente, die durch das Urheberrecht geschützt sind, sodass bei Verstössen zivilrechtliche oder gar strafrechtliche Konsequenzen drohen.
Um diese Risiken zu minimieren, müssen die Unternehmen unbedingt Verfahren zur Überprüfung und Validierung einführen und sich vergewissern, dass die von ihnen verwendeten Tools die geltenden Regeln zum Datenschutz einhalten.
Konkrete Umsetzung
Die Integration von neuen Tools, die auf generativer KI basieren, kann für Unternehmen mit begrenzten Ressourcen als grosse Herausforderung erscheinen. Viele generative KI-Systeme wie ChatGPT (von OpenAI), Gemini (von Google), Claude (von Anthropic) oder Perplexity können jedoch leicht als "gebrauchsfertige Dienste" genutzt werden, die keine grossen Investitionen in neue Infrastruktur oder Fachwissen erfordern.
Um eine harmonische Umsetzung zu gewährleisten, müssen die Unternehmen jedoch darauf achten, dass die KI von ihren Mitarbeitenden akzeptiert wird. Unternehmen, die in den Erwerb von KI-Tools und in Schulungen zur Erweiterung der Kompetenzen ihrer Beschäftigten zum Thema KI investieren, sichern sich einen Wettbewerbsvorteil sowie effizientere, engagiertere und inklusivere Teams, wie aus dem Work Trend Index 2024 von Microsoft und LinkedIn zur Einbindung von KI in der Arbeitswelt hervorgeht.
Zur Vertiefung
"KI jetzt! Wie Künstliche Intelligenz Ihren Arbeitsalltag erleichtern kann", Kai Gondlach (2024), GABAL Verlag.
"Generative Künstliche Intelligenz in Marketing und Sales – Innovative Unternehmenspraxis: Insights, Strategien und Impulse", Thomas Bolz, Gabriele Schuster (2024), Springer Fachmedien Wiesbaden.
"Generative AI For Dummies", Pam Baker (2024), Wiley.
