Das Unternehmen bio-familia exportiert sein Müesli in die ganze Welt. Geschäftsführer Daniel Lutz erzählt, wie dieses KMU, das zu den Pionieren im Bio-Bereich zählt, die internationalen Märkte eroberte und dabei seinen Wurzeln treu blieb.
Bio-familia wurde 1954 im Dorf Sachseln (OW) gegründet und machte das Schweizer Birchermüesli international erfolgreich. Das Familienunternehmen mit 200 Beschäftigten, das zu den ältesten Bio-Marken gehört, konnte sich in den asiatischen und amerikanischen Supermärkten im Premiumsegment gegen die Nahrungsmittelriesen behaupten. CEO Daniel Lutz erklärt, wie das KMU Innovation, Nachhaltigkeit und lokale Verankerung verbindet, um eine internationale Marke aufzubauen.
Wie wichtig ist die Diversifizierung des Sortiments für Ihr Geschäft?
Daniel Lutz: Unser Ursprungsprodukt war das biologische Birchermüesli. Bereits seit mehreren Jahrzehnten sind die gebackenen Knuspermüesli unser Kerngeschäft. Diversifikationen mit neuen Technologien haben wir also immer wieder vorgenommen und dieser Ansatz ist auch künftig essenziell. Nur so können wir unserer Müesli-Pionierrolle gerecht werden.
Ihr Unternehmen hat sehr früh auf Bio gesetzt. Was bedeutet das Thema Nachhaltigkeit heute für Sie?
Lutz: Nachhaltigkeit ist tief in unserer DNA verwurzelt. Der Begründer des biologischen Landbaus, Dr. Hans Müller, lieferte bereits in den 1950er-Jahren die ersten Bio-Rohstoffe nach Sachseln – den Ort, an dem unser Unternehmen gegründet wurde. Wir haben auch schon sehr früh zahlreiche Klimaschutzmassnahmen aufgegriffen und soziale Projekte unterstützt, zum Beispiel den Einsatz von Nüssen aus sozial verantwortlichem Anbau. Auch heute ist Nachhaltigkeit auf Ebene der Unternehmensführung angesiedelt.
Können Sie Ihre Klimastrategie genauer erläutern?
Lutz: Seit Ende 2022 engagieren wir uns freiwillig bei der Science Based Targets initiative (SBTi) und richten unsere Klimaschutzmassnahmen an wissenschaftlichen Standards aus. Auf Basis einer doppelten Wesentlichkeitsanalyse haben wir verschiedene Massnahmen definiert, wie z.B. die Umstellung eines Bandofens auf Ökostrom oder die Verstärkung der Transparenz in unseren Lieferketten, um uns Schritt für Schritt unserem langfristigen Netto-Null-Klimaziel zu nähern.
Eine weitere Besonderheit ist die internationale Expansion seit den Anfängen. Was war ausschlaggebend dafür, dass ein KMU aus Obwalden im Ausland erfolgreich durchstarten konnte?
Lutz: Das Müesli ist eine Schweizer Spezialität, die seit den Anfängen nebst Natürlichkeit auch Gesundheit verspricht, getreu nach seinem Erfinder Dr. Bircher-Benner. Die Schweizer Herkunft, die Qualität und die Premium-Positionierung waren für unser Wachstum ebenfalls entscheidend. Darum haben wir den Fokus auf Vertriebspartner gelegt, die sich bereits auf Premium Marken konzentrierten. Ein weiterer Fokus war die Wahl der Vertriebskanäle, also dass wir in den sogenannten Premium-, Specialty- und Gourmet-Läden zu finden sind. In Ländern wie den USA sind zudem Reformhäuser und Bioläden für uns von Relevanz.
Was sind heute Ihre wichtigsten Märkte? Und die vielversprechendsten für die Zukunft?
Lutz: Asien, der Mittlere Osten und Nordamerika sind für uns aktuell die umsatzstärksten Export-Regionen. Wir wollen mit unseren langjährigen Partnern das Sortiment stetig den veränderten Konsumentenbedürfnissen anpassen sowie unsere Marke weiter bekannt machen. Im Juni 2025 sind wir in den kanadischen Markt eingetreten und sehen dort gute Wachstumschancen in naher Zukunft.
Müssen Sie Ihre Produkte oder Ihre Strategie je nach Land anpassen?
Lutz: Ja, die Vertriebsstrategie wird an jedes Land angepasst, da das Konsumverhalten und die Kaufkraft in unseren Exportmärkten unterschiedlich sind. Rund 80% der familia Rezepte funktionieren in den meisten Ländern. In ausgewählten Ländern, beispielsweise in den USA, führen wir separate Rezepturen.
Welche Auswirkungen haben die US-Zölle auf Ihr Unternehmen?
Lutz: Die Zölle stellen eine vorübergehende Herausforderung dar. Wir arbeiten zusammen mit unseren Vertriebspartnern an Lösungen, wie wir die höheren Kosten weitergeben können. Das Ziel ist dabei, dass die familia Müesli erschwinglich bleiben und wir die langjährigen, treuen Konsumentinnen und Konsumenten behalten können.
Welche Ratschläge würden Sie einem Unternehmer geben, der eine internationale Expansion anstrebt?
Lutz: Wer Export betreiben will, braucht zuerst ein differenziertes und relevantes Sortiment sowie ein gutes Verständnis des entsprechenden Absatzmarktes. Zudem benötigt der Eintritt in internationale Märkte viel Zeit, erhebliche zusätzliche Ressourcen und neue Kompetenzen wie z.B. Zollabwicklung oder Distributoren-Management. Ein entscheidender Punkt ist, zuverlässige und langfristig orientierte Vertriebspartner zu finden. Export ist ein spannender, manchmal aber auch sehr herausfordernder Absatzkanal.

