Einige soziale Netzwerke sind besonders gut für bestimmte Firmentypen oder Branchen geeignet. Sich auf das richtige Medium zu konzentrieren, ist besser, als überall mitspielen zu wollen.
Für ein KMU ist es unmöglich, auf vielen Plattformen gleichzeitig vertreten zu sein, sofern es keine Vollzeitstellen speziell für diese Aufgabe einrichtet. Manchmal ist es besser, auf eine Präsenz zu verzichten, anstatt seine Website mit einem Dutzend Symbolen von sozialen Netzwerken zu schmücken, die dann zu leeren oder nicht gepflegten Seiten führen. Daher sollte man sich erkundigen, welche Netzwerke am besten zur Branche und zur Zielgruppe des jeweiligen Unternehmens passen. Unsere praktischen Tipps können Ihnen bei der richtigen Auswahl eine Hilfe sein.
Unterschiede zwischen B2C und B2B
Der ʺSocial Media Marketing Industry Reportʺ 2014 von Social Media Examiner belegt einige interessante Unterschiede in der Art und Weise, wie die sozialen Netzwerke von Firmen, die sich an andere Firmen richten (B2B, business to business), und solchen, die direkt die Endverbraucher ansprechen (B2C, business to consumer), genutzt werden: Im Bereich B2C ist das meistgenutzte Netzwerk Facebook (bei 68% der Firmen die Nummer eins), gefolgt von Twitter (10%), Blogs (6%) und LinkedIn (6%). Bei den B2B liegt LinkedIn vorn (33%), gefolgt von Facebook (31%), Twitter (16%) und Blogs (11%). Über alle Unternehmen hinweg ist Facebook bei mehr als der Hälfte der Befragten das beliebteste soziale Netzwerk (54%), weit vor LinkedIn (17%) und Twitter (12%).
Nutzung der sozialen Netzwerke in der Schweiz
In der Schweiz wurde in verschiedenen Umfragen die Nutzung von Social Media in den Unternehmen untersucht. Die Ergebnisse unterscheiden sich erheblich, was die Anzahl, den Typ und die Grösse der befragten Firmen anbelangt. So ergab beispielsweise die Umfrage "Swiss Social Media Report 2012" (Nächste Aktualisierung: 2014) der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) bei 453 Verantwortlichen von kleinen, mittleren und grossen Unternehmen aus der Schweiz, dass eine breite Mehrheit den sozialen Netzwerken nur wenig oder gar keine Bedeutung beimisst. Nur 17,6% der Firmen sagten, sie würden diese Plattformen aktiv als Teil ihrer Marketing-Strategie einsetzen, während die übrigen sie nur passiv (17,6%) oder überhaupt nicht (66,5%) nutzen.
Die Studie "Social Media Schweiz" 2013 von Bernet PR und der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) ergab, dass 89% der Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten die sozialen Netzwerke aktiv für ihre Kommunikation nutzen, von den Unternehmen mit bis zu 10 Beschäftigten dagegen nur 59%. Social Media werden heute offenbar noch deutlich stärker von grossen Firmen, besonders von solchen mit einem öffentlichkeitswirksamen Markenauftritt, genutzt als von KMU. Diese streiten die wachsende Bedeutung dieser neuen Kommunikationskanäle jedoch keineswegs ab.
Wer bei Facebook ist, hat Zugang zu einem Kreis von mehreren Hundert Millionen Nutzerinnen und Nutzern. Vor diesem Hintergrund ist es schwierig, dieses Netzwerk auszulassen, auch wenn es eher für B2C-Unternehmen geeignet ist. Da das Netzwerk vor allem für Privatpersonen gedacht ist, finden Unternehmen, die sich an die breite Öffentlichkeit wenden, dort mehr Anklang als ausschliessliche B2B-Unternehmen.
So können Sie Ihre Präsenz bei Facebook optimieren:
- Der beste Weg, um Ihr Unternehmen ins Gespräch zu bringen, besteht darin, eine Seite unter Ihrem Firmennamen einzurichten, welche die User einfach ʺlikenʺ können (ohne vorherige Freundschaftsanfrage).
- Nutzen Sie die Liste der Facebook-Anwendungen. Es gibt zum Beispiel Apps für Online-Umfragen oder solche, mit denen man seinen Blog mit seiner Facebook-Seite verknüpfen kann.
- Vergessen Sie nicht, ein Bild für Ihr Profil auszuwählen.
- Achten Sie auf die passenden Einstellungen in Bezug auf den Datenschutz.
- Betrachten Sie die Statusmeldungen in Ihrem Facebook-Account als Tweets, die informativ und interessant sein müssen und regelmässig zu aktualisieren sind.
- Organisieren Sie Events, um die Bekanntheit Ihres Unternehmens zu erhöhen.
LinkedIn und Xing
Die Business-Netzwerke LinkedIn und Xing funktionieren wie riesige Plattformen, auf denen die Mitglieder Visitenkarten austauschen können. Hier kann man eine Vielzahl von Kontakten aufbauen, indem man ehemalige Kolleginnen und Kollegen wiederfindet oder neue Beziehungen knüpft, vor allem mit Personen, die ähnliche Interessen haben, sowie mit potenziellen Kundinnen und Kunden oder Lieferanten. Diese Netzwerke bergen also ein grosses Marketing-Potenzial, besonders für B2B-Unternehmen. Auch für Personalverantwortliche sind sie gut geeignet, um Stellenanzeigen zu veröffentlichen oder Bewerberprofile zu durchforsten.
So können Sie Ihre Präsenz bei LinkedIn oder Xing optimieren:
- Füllen Sie Ihr Profil so vollständig wie möglich aus. Ein Foto ist optional, lässt Ihr Unternehmen aber weniger anonym erscheinen.
- Weiten Sie Ihr Netzwerk aus: Versuchen Sie, über Ihre Kontakte mit anderen Nutzerinnen und Nutzern in Verbindung zu treten.
- Gründen Sie eine "Gruppe", um Ihre Erfahrungen und Kompetenzen mit anderen Mitgliedern zu teilen, oder suchen Sie nach einer Gruppe, die sich auf Ihre Branche bezieht, beteiligen Sie sich an den Diskussionen, antworten Sie auf Fragen und stellen Sie den anderen Ihr Fachwissen zur Verfügung.
- Stellen Sie Fragen oder antworten Sie auf Fragen von anderen Mitgliedern.
- Organisieren Sie Events.
- Verlinken Sie Ihren Twitter-Account mit Ihrem LinkedIn- oder Xing-Account, damit Ihre Tweets automatisch dort auftauchen.
- Schicken Sie keine Kontaktanfragen an Leute, die Sie nicht kennen, und betreiben Sie kein aggressives Marketing. Diese Praktiken sind sehr verpönt und erweisen sich als kontraproduktiv.
Das Format und die Funktionsweise von Twitter sind besonders gut an die Bedürfnisse von Unternehmen angepasst. Die Mikroblogging-Website ist irgendwo auf halber Strecke zwischen sozialem Netzwerk und Telegrafenamt angesiedelt und bietet die Möglichkeit, Nachrichten mit einer hohen Informationsdichte auszutauschen, ohne eine Website aufrufen zu müssen. Dieser Dienst ist eine hervorragende Möglichkeit, sich über die neusten Trends zu informieren und Kontakt zu einem Kreis von Personen zu halten, die später zu Partnern oder Kunden werden könnten. Twitter eignet sich daher für alle Arten von Unternehmen, vorausgesetzt, sie können ihren Account regelmässig mit Inhalten füttern!
So können Sie Ihre Präsenz bei Twitter optimieren:
- Richten Sie sich ein möglichst vollständiges Profil ein, auf dem Bilder, eine Beschreibung Ihres Unternehmens und seiner Aktivitäten, Links zu Ihrer Website oder Ihrem Blog sowie Ihre Interessenschwerpunkte zu finden sind.
- Suchen Sie Profile mit ähnlichen Interessen oder Tätigkeiten in vergleichbaren Bereichen und abonnieren Sie deren Feeds (werden Sie ein "Follower", wie es bei Twitter heisst).
- Wenn Kundinnen und Kunden oder Geschäftspartner Ihre Nachrichten abonnieren, denken Sie daran, im Gegenzug auch deren Follower zu werden.
- Twittern Sie regelmässig und intelligent: Ihre Abonnenten wollen interessante Informationen erhalten und nicht wissen, was Sie zu Mittag gegessen haben;
- Erstellen Sie Listen, um Ihre Abonnenten zu sortieren und nutzen Sie die Listen anderer Nutzerinnen und Nutzer, um Ihre Leserschaft zu erweitern.
- Nutzen Sie "Kurz-URLs", um Platz zu sparen, wenn Sie einen Link twittern. Achten Sie darauf, dies nur mit beständigen und zuverlässigen Seiten zu tun.
- Führen Sie regelmässig eine Suche auf Twitter durch, um über die beliebtesten Gesprächsthemen auf dem Laufenden zu sein und Nutzerinnen und Nutzer zu finden, die zu ähnlichen Themen twittern wie Sie selbst.
- Fügen Sie vor den Schlüsselwörtern in Ihren Tweets ein Hashtag (#) ein, um deren Sichtbarkeit zu erhöhen.
Plattformen für den Austausch von Bildern und Videos
Auf den Plattformen für den Austausch von Videos (Youtube, Vimeo, Instagram) und Bildern (Pinterest, Instagram, Flickr) kann man grundsätzlich kostenlos Inhalte hochladen, die die Mitglieder der virtuellen Community kommentieren können. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Daher kann die Veröffentlichung von Fotos oder Videos für ein Unternehmen einen sehr positiven Marketing-Effekt haben, insbesondere aufgrund ihrer pädagogisch-didaktischen Möglichkeiten. Anders als Tweets oder Statusmeldungen auf Facebook haben Bilder und vor allem Videos eine relativ lange Lebensdauer und müssen nicht aktualisiert werden, solange die darin enthaltenen Informationen gültig sind. Diese Art von Kommunikation ist also für alle Arten von Unternehmen geeignet - Qualität natürlich vorausgesetzt.
So können Sie Foto- und Videoplattformen optimal nutzen:
- Stellen Sie Bilder und Videos von Ihren Aktivitäten, Konferenzen usw. ins Netz, um Ihrem Unternehmen ein Gesicht zu verleihen und eine grössere Nähe zu Partnern oder Kunden zu schaffen.
- Fügen Sie überall, wo Sie Bilder oder Fotos einstellen, systematisch URL-Adressen hinzu, die auf Ihre Website oder Ihren Blog verweisen. Das ist gut für Ihre Positionierung in den Suchmaschinen und wird die Besucherzahlen auf Ihrer Website erhöhen.
- Falls möglich, integrieren Sie die Videos direkt in Ihre Website, sodass die Nutzerinnen und Nutzer nicht erst über die Videoplattform gehen müssen (YouTube z. B. bietet diese Option an).
- Bilder und Videos haben eine lange Lebensdauer und sind einem besonders kritikfreudigen Publikum ausgesetzt. Achten Sie daher aufmerksam darauf, dass die Qualität Ihrer Beiträge stimmt.
Quellen: Réseaux sociaux et entreprise: les bonnes pratiques, Christine Balagué und David Fayon, Pearson, 2011; Le marketing en ligne, Jon Reed und Christine Balagué, Pearson, 2011.