Warum KMU digitale Daten nutzen sollten

Daten sind eine reichhaltige und komplexe Informationsquelle. Oft stellen sie für Unternehmen ein grosses wirtschaftliches Potenzial dar.

Drei Personen unterhalten sich, umgeben von Piktogrammen mit statistischen Daten.

Analyse des Kundenverhaltens, Verbesserung der Produktivität, Minderung der Risiken: Die Nutzung von digitalen Daten bringt für Unternehmen viele strategische oder operative Vorteile mit sich. "KMU sollten sich mit diesen Themen auseinandersetzen, denn viele neue Technologien haben das Potenzial, die Art und Weise der Wertschöpfung in Unternehmen und die auf dem Markt geltenden Spielregeln grundlegend zu verändern", erklärt Petra Kugler, Professorin für Strategie und Management am Institut für Unternehmensführung der Ostschweizer Fachhochschule (IFU-OST).

Dieses Potenzial gilt besonders für "Big Data", also die Erfassung, Speicherung, Verarbeitung und Auswertung sehr grosser Datenmengen. "Unternehmen laufen Gefahr, Wettbewerbsvorteile zu verlieren oder zu verpassen, wenn sie die neuen Technologien ignorieren. Neue Technologien sind daher aus strategischer Sicht von grossem Interesse, sie ziehen aber auch tiefgreifende Veränderungen in der Funktionsweise und dem Umfeld der Unternehmen nach sich", führt die Expertin fort.

Einen eigenen Weg im Umgang mit Daten finden

Zwar können, wie Petra Kugler betont, nicht alle Firmen zu neuen Googles oder Amazons werden, vielmehr müssen sie ihren eigenen Weg im Umgang mit den Daten finden. "KMU müssen die Veränderungen und Auswirkungen verstehen, die durch Daten, Data Science und Künstliche Intelligenz angestossen werden. Dazu gehören mögliche Konsequenzen, die sich für das eigene Geschäft, für potenzielle oder aktuelle Mitbewerber sowie für die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen ergeben können."

Es gibt drei Hauptarten von Daten, die für Unternehmen nützlich sind: Operative Daten dienen der Verbesserung der Effizienz und der Kostensenkung. Strategische Daten begünstigen Innovationen und die Geschäftsentwicklung. Und schliesslich ist es möglich, Daten, die nicht anderweitig genutzt werden, zu verkaufen und so zusätzliche Einnahmen zu generieren (monetarisierbare Daten). "Schweizer Unternehmen konzentrieren sich gegenwärtig vor allem auf Effizienzsteigerungen durch Daten. Das bedeutet, dass es für die beiden anderen Nutzungsarten noch ein erhebliches Potenzial in der Datennutzung gibt."

Nutzung der Daten durch alle Mitarbeitenden

Die Verwendung und das Verständnis über Daten sollte sich nicht auf die oberen Ebenen eines Unternehmens beschränken, meint Dominic Schweizer, Mitverantwortlicher des Digital Sustainability Lab am Departement Wirtschaft der Berner Fachhochschule (BFH-W): "Jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter sollte sich mit dem Thema vertraut machen, denn die Datennutzung bringt in zahlreichen Funktionen konkrete Vorteile im Firmenalltag mit sich."

Allerdings erfordert die Datennutzung oft eine hohe Anfangsinvestition in personeller oder finanzieller Hinsicht, ohne dass man weiss, wann und in welchem Ausmass daraus Erträge generiert werden können. "Dazu gibt es viele Schulungen oder Tutorials auf Videoplattformen oder spezialisierten Websites wie Kaggle, die nützlich sein können, um mit geringen Investitionen ein erstes kleines Projekt zu starten", macht Dominic Schweizer deutlich.

Gemeinsame Nutzung der Ressourcen

Auch das Zusammenlegen von Ressourcen mit anderen Unternehmen kann ein interessanter Ansatz für KMU sein. Ein Beispiel ist das in Winterthur ansässige Unternehmen Earlybyte, das Datenplattformen konzipiert und baut, zum Beispiel für Hersteller industrieller Reinigungsroboter wie Cleanfix oder Kemaro. Für Cleanfix, Hersteller von Nassreinigungs-Robotern konnte Earlybyte eine herstellereigene Plattform entwickeln. Kemaro fokussiert sich als Start-up auf Kehrmaschinen-Roboter und ist Kunde einer zweiten von Earlybyte entwickelten Plattform mit der Bezeichnung "Swarm". Swarm wurde als Multi-Hersteller-Plattform konzipiert, die mit der Zeit zu einem Ökosystem für die Administration und das Management von verteilten Systemen und Robotern für verschiedene Hersteller entwickeln.

"Während ihrer Einsätze generieren die beiden Roboter Informationen wie Dauer, Fläche und Art der Reinigung, Ladezustand der Batterie oder Fehler, die während ihres Einsatzes aufgetreten sind", erläutert Remo Höppli, Mitbegründer von Earlybyte. "Nach der Verarbeitung werden diese Daten unseren Kunden in Form eines Reinigungsberichts zur Verfügung gestellt und können beispielsweise für die Qualitätssicherung verwendet werden."

Wenn man sich mit der Thematik der Datenanalyse befasst, ist es wichtig, sich ein klares Ziel zu setzen, rät Dominic Schweizer. Ein weiterer Rat des Experten ist die sofortige Abkehr von Excel-Tabellen und die Hinwendung zu Programmiersprachen wie JavaScript, mit denen bestimmte Probleme deutlich leichter gelöst werden können. "Es geht auch darum, neugierig an die Sache herangehen zu können und sich nicht entmutigen zu lassen, wenn die ersten Ergebnisse schlecht oder unbrauchbar sind, sondern nach einem neuen Weg zu suchen. Man darf nicht vergessen, dass die Datenanalyse zwar viele Versprechen in sich trägt, aber dennoch kein Wundermittel ist."


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Etablierung einer Datenkultur

"Unsere Recherchen deuten darauf hin, dass Unternehmen, die intensiv mit Daten arbeiten wollen, ihre grundlegende Logik ändern müssen, um Daten stärker in den Mittelpunkt ihrer Wertschöpfung zu stellen", erklärt Petra Kugler, Professorin für Strategie und Management am Institut für Unternehmensführung der Ostschweizer Fachhochschule (IFU-OST). Die ersten Schritte zur Umsetzung einer solchen Datenkultur bestehen darin, das Unternehmen für das Thema zu sensibilisieren, erste Projekte zu lancieren, Wissen zu bündeln und relevante Kompetenzen zu entwickeln oder zu stärken. "Es ist auch möglich, eine zentrale Person zu bestimmen, die innerhalb des Unternehmens als Botschafter fungiert und das Thema vorantreibt."

Letzte Änderung 04.01.2023

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