Fünf Tipps, um Mitarbeitende zu halten

Vor dem Hintergrund der Spannungen auf dem Arbeitsmarkt und der Konkurrenz durch die Grossunternehmen müssen KMU ihre Anstrengungen manchmal verdoppeln, um ihre Fachkräfte an sich zu binden. Expertentipps und der Erfahrungen eines jungen KMU.

Zwei Personen geben sich in einer beruflichen Sitzung einen Handschlag.

"Wenn es um die Zufriedenheit der Beschäftigten geht, muss man sich in Erinnerung rufen, dass es nicht unbedingt der richtige Weg ist, die Best Practices von Grossunternehmen zu imitieren." Erhard Lüthi, emeritierter Professor für Personalmanagement an der Fachhochschule Nordwestschweiz, hebt die Bedeutung von Lösungen hervor, die speziell an die Bedürfnisse und Fähigkeiten des eigenen Unternehmens angepasst sind.

Das Institut Great Place To Work, das Bewertungen der Qualität der Arbeitsbedingungen in Unternehmen anbietet, ist der Ansicht, dass KMU dem Dialog zwischen den verschiedenen Hierarchieebenen einen Platz einräumen sollten. "Der erste Schritt besteht darin, den Beschäftigten zuzuhören, um anschliessend passende Belohnungsmechanismen einzuführen", erklärt Michael Hermann, der bei Great Place To Work im oberen Management arbeitet.

Das Institut verleiht jedes Jahr mehreren Dutzend Unternehmen den Status "beste Arbeitsumgebung". 2022 wurde unter anderem die Firma Daes ausgezeichnet. Der Ingenieurbetrieb mit Sitz in Lancy (GE) ist auf digitale Simulation spezialisiert und konnte sich in Bezug auf die Mitarbeiterbindung in einem Bereich hervortun, in dem die Konkurrenz durch Grossunternehmen besonders hart ist. Fünf Tipps, um Beschäftigte langfristig an die Firma zu binden.

1. Für Gerechtigkeit sorgen

In einer kleinen Firma wird jede Ungleichbehandlung einzelner Mitarbeiter durch Führungskräfte sehr schnell bemerkt. "Ein unbegründetes Ungleichgewicht zwischen den Löhnen der Beschäftigten kann beispielsweise dazu führen, dass diejenigen, die sich benachteiligt führen, aussteigen. Das ist ein grundsätzlicher Fehler, den man auf keinen Fall machen darf", meint Michael Hermann von Great Place To Work. Denn "Gerechtigkeit ist neben Anerkennung das Fundament, auf dem die Zufriedenheit der Beschäftigten mit ihrer Arbeit beruht."

2. Der Arbeit einen Sinn geben

"Der Mitarbeiter muss den Sinn seiner Arbeit erkennen und einen gewissen Stolz daraus ziehen. Einige Industrien, deren Tätigkeit als problematisch wahrgenommen wird, haben daher Mühe, Personal zu gewinnen, ohne sehr hohe Löhne anzubieten." Bei Daes können die Beschäftigten einen Teil ihrer Zeit für interne Projekte einsetzen. Auf das ganze Unternehmen bezogen macht das 15% bis 20% der Arbeitszeit aus. "Die Idee ist, ihnen die Möglichkeit zu geben, an Projekten zu arbeiten, die aus der Belegschaft stammen, und nicht nur an externen Aufträgen. Das trägt dazu bei, ihr Zugehörigkeitsgefühl zu stärken", erklärt Sylvie Didelle, Leiterin der Entwicklungsabteilung.

3. Leistungsprämien und Belohnungen

"Ein Team, das gute Leistungen erbringt, sollte dafür belohnt werden. Das kann über die Auszahlung eines Teils der Gewinne in Form von Prämien erfolgen", bringt Michael Hermann ein. Diese Belohnungen dürfen aber nicht mit den traditionellen Boni verwechselt werden, die der Experte als kontraproduktiv bewertet. "Bonuszahlungen, die nur einzelne Beschäftigte erhalten und nicht ganze Teams, können häufig nicht alle belohnen, die es verdienen."

Daes personalisiert die Belohnungen, die den Beschäftigten gewährt werden. "Abhängig von der individuellen Situation können wir durch die Neubewertung des Gehalts eine vorübergehende Reduzierung der Arbeitszeit in Betracht ziehen", erläutert Sylvie Didelle. Professor Erhard Lüthi begrüsst diesen Ansatz: "So können junge Eltern ihre Arbeitszeit reduzieren und ein anderer, der zum Beispiel gerade mitten in einer Scheidung steckt, kann sie erhöhen." Die Möglichkeit von Homeoffice ist ebenfalls ein Vorteil, der von Beschäftigten, deren Aufgaben es erlauben, sehr geschätzt wird. Der Experte wendet jedoch ein: "In vielen Branchen ist die Umsetzung von Telearbeit weiterhin schwierig oder gar unmöglich."

4. Teamgeist fördern

"Beim Thema Wohlbefinden am Arbeitsplatz spielen Gefühle eine übergeordnete Rolle", gibt Michael Hermann zu bedenken. "Für ein kleines Unternehmen ist es umso wichtiger, einen Rahmen zu schaffen, in dem die Arbeit auch mit positiven Emotionen verbunden wird." Die Geschäftsführung von Daes bemüht sich, mehrmals pro Jahr ausserberufliche Aktivitäten für die Angestellten zu organisieren, ohne dass es dafür einen festen Zeitplan gibt. "Um den Zusammenhalt zu fördern, suchen wir gern Aktivitäten aus, bei denen man kooperieren muss, zum Beispiel Rafting", sagt Cyril Kharoua, CEO von Daes.

5. Mitarbeiter befragen

Aus Sicht von Erhard Lüthi bieten Befragungen nicht nur die Gelegenheit, etwas über die allgemeine Zufriedenheit zu erfahren, sondern auch, die Beschäftigten in Entscheidungsprozesse einzubeziehen. "Die Mitarbeiter werden sich wertgeschätzt fühlen und ihre praktische Erfahrung kann dabei helfen, Lösungen zu finden und bewusstere Entscheidungen zu treffen." Laut Sylvie Didelle bemüht sich Daes zudem um Transparenz und um die Förderung des Austauschs innerhalb des Unternehmens. "Die Beschäftigten werden ermutigt, ihre Meinung zu äussern und sich an den Entscheidungsprozessen zu beteiligen."


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Durch kleine Aufmerksamkeiten eine emotionale Bindung zum Unternehmen herzustellen, kann ein sehr effizientes Mittel sein, um sich die Treue der Mitarbeitenden zu sichern. "Regelmässig ein gutes persönliches Geschenk für eine Aktivität, die der Mitarbeiter schätzt, ist etwas, das selbst den kleinsten Firmen möglich ist, um bei guten Leistungen ihre Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen. Es geht darum zu zeigen, dass man die Person über ihre berufliche Funktion hinaus anerkennt", weiss Erhard Lüthi.

Letzte Änderung 05.12.2023

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