Forschung und Entwicklung-Aktivitäten in einem KMU

Wie sollten kleine und mittlere Unternehmen vorgehen, um Innovationen zu entwickeln oder F+E-Aktivitäten durchzuführen? An welche Partner sollte man sich wenden? Erfahrungen und Tipps.

Zwei Forscher betrachten einen Gegenstand.

Schweizer Unternehmen wenden pro Jahr knapp CHF 15,5 Milliarden für Aktivitäten im Bereich Forschung und Entwicklung (F+E) auf, wie aus den jüngsten Daten des Bundesamtes für Statistik hervorgeht. Besonders umfangreich ist die von rund 58'700 Personen geleistete Arbeit in der Pharmabranche, die 2020 knapp CHF 9 Milliarden in F+E investiert hat. Der Maschinensektor investierte der Erhebung zufolge 1,7 Milliarden, also 11% der insgesamt hierzulande für F+E bereitgestellten Summen.

Innovation ist aber nicht nur für multinationale Konzerne ein Thema. Das zeigt sich am Beispiel des Unternehmens Zuriga. Das KMU mit 25 Beschäftigten machte sich mit der Entwicklung hochwertiger Espressomaschinen einen Namen, die in Zürich entworfen und zusammengebaut werden. Vor einigen Monaten hat die Firma ein neues Produkt auf den Markt gebracht: eine neuartige Kaffeemühle. "Für die Entwicklung waren vier Jahre Arbeit nötig", erklärt Moritz Güttinger, CEO und Mitgründer von Zuriga. "Das ist zum einen einem gewissen Perfektionismus geschuldet, zum anderen aber auch der hohen technischen Komplexität des Projekts. Für die Entwicklung einer Mühle braucht man Fachkenntnisse in vielen verschiedenen Sparten des Ingenieurwesens: Mechanik, Elektronik, Thermodynamik, Akustik." Hinzu kam die Entwicklung eines LED-Displays, die sich als besonders anspruchsvoll herausstellte.

Das gesamte Personal einbeziehen

Welche Lehre zieht der Unternehmer aus diesem Projekt? "Wie wichtig es ist, von Anfang an das ganze Team einzubinden, vom Verkäufer im Laden über die Techniker bis zum Ingenieur. Alle müssen so früh wie möglich einbezogen werden und wissen, worum es geht. Dann sollte man je nach Projektphase gezielt auf die verschiedenen Kompetenzen zurückgreifen.

Moritz Güttinger thematisiert auch die wertvolle Unterstützung durch punktuelle externe Verstärkung. "Es geht darum, immer mit den Besten des jeweiligen Fachgebiets zusammenzuarbeiten. Das ist zwar etwas teurer, aber dieses Wissen breitet sich dann automatisch in der Organisation aus und bewirkt, dass beim nächsten Projekt mehr Know-how vorhanden ist. Ausserdem ist es eine Freude, mit Menschen zusammenzuarbeiten, die ihr Thema wirklich beherrschen."

Partnerschaften mit Forschungsteams aufzubauen, ist für ein KMU, das mit Hilfe von Forschung wachsen oder sich neue Geschäftsfelder erschliessen möchte, essenziell, weiss Martha Liley, Leiterin des Zentrums für angewandte Forschung und Entwicklung (Centre Ra&D) der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Kantons Waadt (HEIG-VD). "Die Schweiz verfügt hierfür über ein breites Netz: Fachhochschulen, Eidgenössische Technische Hochschulen und Universitäten."

Den idealen Partner finden

Damit eine solche Zusammenarbeit funktioniert, muss man jedoch die Bedürfnisse aller Beteiligten klären, nicht nur im Hinblick auf technische Probleme, die es zu lösen gilt, sondern auch auf die gewünschte Zielsetzung des Projekts. "Man sollte keine Scheu haben, mehrere potenzielle Partner zu kontaktieren, um die Option zu finden, die am besten zu den Erwartungen und Einschränkungen des Unternehmens passt." Hat man den idealen Partner gefunden, müssen sich die Parteien einigen und in einem Vertrag alle Aspekte des Projekts regeln: Rollenaufteilung, Laufzeiten, Ressourcen und Finanzierung.

Auch der zeitliche Aspekt des Projekts stellt oft eine Herausforderung dar. "Häufig wollen KMU, die sich an Forschende wenden, so schnell wie möglich ein Ergebnis haben. Diese müssen das Projekt aber auch mit den Fristen des akademischen Kalenders unter einen Hut bekommen. Eine rechtzeitige Planung ist wichtig." Darüber hinaus betont die Expertin, dass man sich auch mit einem sehr geringen Budget in eine solche Partnerschaft begeben kann. "Ein Unternehmer mit einer Idee für eine Entwicklung kann zum Beispiel Unterstützung bei der Agentur Innosuisse beantragen, um die Umsetzbarkeit zu testen."


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Letzte Änderung 05.10.2022

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