"Payrolling trägt den Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt Rechnung"

Der Fachkräftemangel und der zunehmende Wunsch nach Flexibilität bringen die Schweizer Unternehmen dazu, immer häufiger auf Payrolling zurückzugreifen. Dieses Arbeitsmodell besteht darin, mit Expertinnen und Experten zusammenzuarbeiten, ohne sie direkt zu rekrutieren. Erläuterungen von Fabien Baiata, CEO der Firma Helvetic Payroll.

Payrolling erfährt in der Schweiz einen Aufschwung. Mit diesem Modell lassen sich Leistungen externer Berater mit nachgewiesener Expertise über einen Personaldienstleister "mieten". Flexibler als ein befristeter Vertrag oder im Vorfeld einer Internalisierung bietet es unter anderem Vorteile für zeitlich begrenzte Aufgaben, von denen KMU vollumfänglich profitieren können. Voraussetzung ist jedoch, dass sie das Partnerunternehmen, mit dem sie zusammenarbeiten wollen, sorgfältig auswählen, damit sie die Konformität der Verträge mit den geltenden Rechtsvorschriften im Bereich Sozialversicherungen und Steuern garantieren können. Fabien Baiata, CEO der Firma Helvetic Payroll, spricht über die Herausforderungen dieses Arbeitsmodells.

Können Sie uns kurz das Prinzip von Payrolling erklären?

Fabien Baiata: Payrolling ist eine Komplettlösung für Unternehmen, die für eine bestimmte Zeit oder ein einzelnes Projekt Bedarf an Expertise haben, wobei alle Vorschriften des Bundesgesetzes über die Arbeitsvermittlung und den Personalverleih (AVG) eingehalten werden. Konkret handelt es sich um ein Vertragsverhältnis zwischen dem Unternehmen, der Person, die den Auftrag ausführen wird, und einer Firma, die als Vermittler dient. Diese Firma sucht die Person mit der passenden Expertise, rekrutiert diese und fungiert als offizieller Arbeitgeber. Sie setzt den Arbeitsvertrag auf und gewährleistet die Einhaltung der gesetzlichen Verpflichtungen, zum Beispiel in Bezug auf Sozialversicherungen und Steuern.

Gibt es Daten zur Anzahl der Schweizer Unternehmen, die dieses Modell nutzen?

Baiata: Payrolling wird oft in grössere HR-Strategien, beispielsweise Zeitarbeit, eingebettet. Es ist also schwierig, genaue Zahlen anzugeben. Unser Dachverband Swissstaffing schätzt jedoch, dass gegenwärtig mehrere tausend Unternehmen in der Schweiz auf Personalverleih zurückgreifen. Wir beobachten, dass die Nachfrage nach derartigen Lösungen zunimmt, besonders für Projekte mit kurzer Laufzeit.

Denken Sie, dass sich Payrolling in der Schweiz noch weiter verbreiten wird?

Baiata: Ja, es handelt sich um einen Trend, der eindeutig den Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt Rechnung trägt. Einerseits sind da die neuen Generationen, die nach einer besseren Work-Life-Balance und nach sinnstiftenden Projekten streben. Das zwingt die Unternehmen dazu, ihre Rekrutierungspraktiken zu überdenken und so die AVG-typische Arbeitsweise zu berücksichtigen. Einige Erwerbstätige wollen ausserdem lieber an unterschiedlichen Aufgaben arbeiten, als sich langfristig an ein einziges Unternehmen zu binden. Hinzu kommen die Internationalisierung und Digitalisierung der Wirtschaft, wodurch Payrolling sowohl bei grossen Konzernen als auch bei kleinen und mittleren Unternehmen begünstigt wird.

In welchen Fällen ist es attraktiv, auf Payrolling zurückzugreifen?

Baiata: Man kann im Wesentlichen vier Anwendungsfälle unterscheiden. Im ersten Fall will ein Unternehmen rasch auf eine externe Kraft zurückgreifen, ohne seine Verwaltungsstruktur zu belasten oder seine Lohnmasse zu erhöhen. Zudem bietet Payrolling im Fall eines zeitlich begrenzten Bedarfs mehr Flexibilität als ein befristeter Vertrag. Drittens wird mit diesem Modell sichergestellt, dass die strengen gesetzlichen Vorgaben (Sozialversicherungen, Verträge usw.) eingehalten werden. Übrigens bringen wir unsere Praktiken und Prozesse kontinuierlich auf den neusten Stand der gesetzlichen Entwicklungen. Und schliesslich bietet Payrolling einem ausländischen Unternehmen ohne eine Tochtergesellschaft in der Schweiz die Möglichkeit, unter Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften lokale Talente zu beschäftigen.

In welchen Branchen wird Payrolling am meisten genutzt?

Baiata: Grundsätzlich geht es um sogenannte intellektuelle Dienstleistungen. Zu den Branchen, in denen Payrolling am stärksten verbreitet ist, gehören die Bereiche Informatik und neue Technologien, Pharmaindustrie und Gesundheitswesen, Finanzen und Bankwesen sowie Ingenieurwesen und Bau.

Kann Payrolling auch für KMU interessant sein?

Baiata: Absolut. KMU verfügen häufig über begrenzte personelle Ressourcen und finden hier eine praktische Lösung, um einen punktuellen Bedarf zu decken, zum Beispiel für eine Vertretung oder ein spezielles Projekt. Dank unserer Begleitung können sich die KMU auf ihr Wachstum konzentrieren und zugleich Zugriff auf spezialisierte Expertinnen und Experten haben. Eine erfolgreich abgeschlossene Aufgabe in einem kleineren Unternehmen führt übrigens oft dazu, dass im Anschluss eine interne Stelle dafür geschaffen wird.

Welche Risiken muss man berücksichtigen?

Baiata: Hier geht es hauptsächlich um die Konformität mit den schweizerischen Rechtsvorschriften. Einige Payrolling-Unternehmen halten sich nicht gänzlich an die Verpflichtungen im Zusammenhang mit den Sozialversicherungen oder den Lohnabrechnungen. Deshalb ist es entscheidend, mit einem gemäss der Arbeitsvermittlungsverordnungzertifizierten Partner zusammenzuarbeiten, also zum Beispiel mit denjenigen, die Mitglied bei Swissstaffing sind. Dieses Zertifikat garantiert, dass das Unternehmen die arbeitsrechtlichen Vorschriften in der Schweiz einhält, insbesondere im Hinblick auf die Sozialversicherungen, die Lohnzahlung und die Arbeitsbedingungen. Transparenz ist ebenfalls ein wichtiges Element. Die Firmenkunden müssen sich vergewissern können, dass die Kosten und die Prozesse von Anfang an klar und verständlich sind.


Zur Person/Firma

"Payrolling trägt den Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt Rechnung"

Fabien Baiata ist CEO von Helvetic Payroll, dem Schweizer Marktführer im Bereich Payrolling. Als Experte für das Management externer Talente unterstützt er Unternehmen und Selbstständige, indem er für Konformität und Flexibilität sorgt. Mit seiner soliden Erfahrung in den Bereichen Personalwesen und Vertragsmanagement vereinfacht er die Lohnadministration, um die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen in der Schweiz zu optimieren.

Im Gespräch

Letzte Änderung 05.02.2025

Zum Seitenanfang

News und nützliche Informationen für Gründer und Unternehmer
https://www.kmu.admin.ch/content/kmu/de/home/aktuell/interviews/2025/payrolling_traegt_den_entwicklungen_auf_dem_arbeitsmarkt_rechnung.html