Um dabei zu helfen, den CO2-Abdruck des Schweizer Energieverbrauchs zu senken, gewährt das Bundesamt für Energie jedes Jahr rund dreissig innovativen Projekten finanzielle Unterstützung. Ein Gespräch mit Programmleiter Men Wirz.
Das Bundesamt für Energie (BFE) will konkret zu einem geringeren Energieverbrauch bei den Unternehmen beitragen. Deshalb wurde ein Programm zur Finanzierung und technischen Begleitung eingerichtet, um glaubwürdige und langfristig wirtschaftliche Projekte im Bereich der Einsparung und der Speicherung von Energie sowie der erneuerbaren Energien zu unterstützen. Das Programm richtet sich an Unternehmen aller Grössen, Forschungsinstitute und Hochschulen, die eine technische Innovation umsetzen wollen, welche sich im grossen Massstab vermarkten lässt. Es ist mit rund CHF 25 Millionen pro Jahr dotiert und erstattet nicht-amortisierbare Kosten, insbesondere im Zusammenhang mit unwirtschaftlichen Tests oder Entwicklungsschritten, in Höhe von 40%. Demnächst wird dieser Anteil auf 50% angehoben. Programmleiter Men Wirz spricht über die Bedeutung des Programms für die Unterstützung von Unternehmen, die Risiken auf sich nehmen.
Bei etwa dreissig gewährten Förderungen pro Jahr weckt das Pilotprogramm des BFE das Interesse vieler Unternehmen. Welche realen Chancen haben KMU, in den Genuss einer Finanzierung zu kommen?
Men Wirz: In der Schweiz sind viele der Akteure mit sehr hohem Innovationspotenzial im Energiebereich, zum Beispiel Photovoltaik oder Heizsysteme für Gebäude, Unternehmen mit weniger als 250 Beschäftigten. Darunter sind auch Start-ups mit viel Potenzial und einige von ihnen haben uns Projekte vorgeschlagen, von denen wir glauben, dass sie einen interessanten Nutzen für die Allgemeinheit haben können.
Warum haben Sie so ein Programm ins Leben gerufen? Ist die private Finanzierung nicht ausreichend?
Wirz: Der Zugang zu privater Finanzierung kann gerade für KMU schwierig sein. Einige Bereiche sind für die Investoren nicht interessant genug, denn jedes innovative Projekt bringt auch Risiken mit sich. Darüber hinaus entwickeln sich viele Unternehmen, die sich mit Spitzentechnologien – besonders Cleantech – beschäftigen, in einem sehr angespannten Milieu, wo der Einsatz von Ressourcen, seien es Zeit, Arbeitskräfte oder Geld, akribisch evaluiert werden muss. Das kann in einigen Fällen leider dazu führen, dass das Projekt aufgegeben wird. Unsere Rolle besteht darin, ihnen zu helfen, diese Hürden zu überwinden, sodass Technologien entstehen können, die nicht nur den innovativen Unternehmen einen Mehrwert bieten, sondern auch der übrigen Gesellschaft.
Gibt es Beispiele für Projekte, die durch das Programm finanziert wurden und heute gewinnbringend laufen?
Wirz: Einige Projekte haben wirtschaftliche Technologien hervorgebracht. Unter anderem haben wir das Projekt von Designwerk begleitet, einem Unternehmen mit Sitz in Winterthur (ZH), dessen Elektro-LKWs heute in grossem Umfang auf dem Markt sind. Ein weiteres Start-up aus der Region Zürich ist Climeworks, das in Hinwil (ZH) mit unserer Unterstützung seinen Prototyp für CO2-Luftfilter entwickeln konnte. Es bleibt jedoch schwer einzuschätzen, inwieweit die Hilfe des Programms dafür entscheidend war. Viele andere Faktoren wie die Wirtschaftskonjunktur, die Reaktion des Marktes oder die Leistung des Unternehmens selbst beeinflussen ebenfalls, ob die Einführung einer Technologie Erfolg hat oder nicht.
Das Programm bietet eine Teilerstattung (40%) der langfristig nicht-amortisierbaren Mehrkosten. Welchen Anteil an den Investitionen des Unternehmens macht das üblicherweise aus?
Wirz: Das hängt von der Art des Projektes und vom Entwicklungsstadium ab. Im Rahmen eines Pilotprojekts werden alle investierten Gelder letztlich dazu dienen, die Entwicklung eines Prototyps zu finanzieren. In diesem Fall werden die gesamten Investitionen als nicht-amortisierbare Mehrkosten angesehen, da das Produkt als solches nicht für eine Vermarktung gedacht ist. Dann werden also rund 40% der Gesamtkosten übernommen. Im Fall eines Demonstrationsprojekts, also bei einem fortgeschrittenen Stadium, das auf eine marktreife Technologie hinsteuert, beträgt die finanzielle Hilfe, die wir leisten, in der Regel etwa 20% der Investitionen, je nachdem, welchen Marktwert die Anlagen haben.
Kommt es vor, dass Sie Finanzierungsanträge ablehnen müssen?
Wirz: Ja, aber Ablehnungen sind die Minderheit. Die Tatsache, dass die Unternehmer selbst auf die Machbarkeit und das geschäftliche Potenzial ihres Projekts achten und ein umfassendes Gesuchdossier erstellen müssen, wirkt bereits wie ein Filter. Wir leisten zwar eine nicht rückzahlbare Beihilfe, doch die Unternehmen gehen trotzdem Risiken ein, indem sie Ressourcen in ein Projekt investieren, dessen Ergebnis zwangsläufig mit Unsicherheiten verbunden ist.
Ausserdem kann es sein, dass ein Antrag zurückgewiesen wird, da er keine Innovation beinhaltet. Einige Unternehmen reichen einen Antrag für die Entwicklung einer Technologie ein, die es schon gibt, auch wenn sie vielleicht noch nicht in der Schweiz entwickelt wird. Diese Dimension ist aber für eine Beteiligung von unserer Seite nicht immer ausreichend. Andererseits kommt es auch vor, dass ein Antrag zunächst abgelehnt wird und nach einer Verbesserung am Ende doch den Zuschlag erhält.
Wird das Programm in den kommenden Jahren weiter ausgebaut?
Wirz: Nach der Annahme des Klima- und Innovationsgesetzes im Juni 2023 werden wir bald über verbesserte Förderbedingungen verfügen, indem wir den Anteil der nicht-amortisierbaren Kosten, den wir übernehmen, von heute 40% auf 50% und in Ausnahmefällen sogar auf 70% erhöhen können.