Wie kann sich eine Firma über Jahrzehnte halten? Marc A. Trauffer hat das Berneroberländer Unternehmen Trauffer Holzspielwaren, das sein Grossvater 1938 gegründet hatte, übernommen und offenbar die Antwort gefunden.
Die kleine Holzkuh mit den roten Flecken der Trauffer Holzspielwaren in Hofstetten bei Brienz hat die Zeit überdauert. Während Generationen haben Kinder in der Schweiz mit ihr gespielt. Seit die Holzkuh zum Maskottchen von Präsenz Schweiz wurde, ist sie auch überall in den sozialen Medien zu sehen und hat die Welt erobert. Heute ist sie eines von 640 Produkten der Firma. Marc A. Trauffer stieg 2001 in das Unternehmen ein und wurde 2008 Geschäftsführer. Seit 2011 ist er Inhaber und CEO. Er setzte früh auf Nachhaltigkeit.
Das Unternehmen Trauffer Holzspielwaren besteht seit 1938. Wie konnte es sich gegenüber Plastikspielzeug und Videospielen behaupten?
Marc A. Trauffer: Als ich die Firma übernahm, habe ich auf Nachhaltigkeit gesetzt – heute liegen wir völlig im Trend. Das Unternehmen hatte einen Geschäftsrückgang verzeichnen müssen, als in den 70er-Jahren Plastikspielzeuge auf den Markt kamen. Umweltschutz interessierte damals praktisch niemanden. Heute kaufen auch Familien mit kleinem Budget nachhaltige Spielzeuge für ihre Kinder. Unsere Produkte sind alle aus Schweizer FSC-zertifiziertem Holz, die Tiere aus Lindenholz und die Ställe aus Fichte.
Die kleinen Holzkühe sowie andere Produkte Ihrer Firma sind handgeschnitzt und -bemalen, und damit Unikate. Wollten Sie die Produktion nie automatisieren?
Trauffer: Die zweite Generation, mein Vater und mein Onkel, hatte kein Geld für eine Automatisierung. Heute, für die dritte Generation, ist das ein grosses Plus. Wir verkaufen handgemachte Kühe, weil wir dieses Handwerk noch beherrschen. Während die Automatisierung verpasst wurde, sind wir in der Ökologie weit voraus.
Wie ist das Geschäftsmodell von Trauffer Holzspielwaren gestaltet?
Trauffer: Wir stellen unter vier Marken Holzspielzeuge für Kinder her und verkaufen diese unter verschiedenen Namen. 2017 haben wir die Firmen Pilgram Biegepuppen und Kiener Spielwaren erworben. In diesem Jahr starteten wir mit Kynee die erste Design-Linie der Kiener Spielwaren. Ein weiterer Geschäftsteil ist der Souvenirbereich, ein dritter umfasst Geschenke und Werbegeschenke. Mit der Kuh machen wir am meisten Umsatz. Sie ist eines von 640 Produkten, darunter Igel, Einhörner, Häschen, Traktoren und Ställe. Eine halbe Million Holzkühe produzieren wir pro Jahr. Trauffer Holzspielwaren hat im Moment 75 Angestellte.
Worauf achten Sie beim Marketing?
Trauffer: Wichtig war, den Namen Trauffer als Marke zu platzieren. Wir verkaufen Tradition, Echtheit und Swissness. Wir beliefern Wiederverkäufer und nehmen an Wiederverkäufer-Messen teil wie Ornaris, eine Messe des Detailhandels in Bern und Zürich. Zu unseren Kunden zählen Grossverteiler wie Globus, Manor, Migros und Coop sowie das Spielzeuggeschäft Franz Carl Weber. Weitere Kunden sind 1‘600 kleinere Souvenir-Läden. Dieser Mix gewährleistet unsere Unabhängigkeit. Im Internet verkaufen wir nur wenig, denn mit Holz ist auch ein Kauferlebnis verbunden. Etwa 10 Prozent unserer Produkte exportieren wir, vor allem nach Deutschland und Österreich sowie in die USA, nach Kanada und Südkorea
Was hat Sie zur Übernahme des Unternehmens motiviert?
Trauffer: Ich bin gelernter Maurer und dachte nie daran, das Unternehmen zu übernehmen. Durch meine spätere Arbeit bei der SRG und durch die Musik kam ich in der Schweiz herum. Wenn ich dabei etwa in einem Spielwarengeschäft nach der Holzkuh fragte, war diese zwar im Sortiment, der Name Trauffer war jedoch nicht bekannt. Ich merkte, dass es ein grosses Potential gäbe, wenn der Name eine Marke wäre. Auch aus Neugier darüber, was man aus der Firma machen kann, bin ich sozusagen «nach Hause» gekommen. 2008 wurde ich Geschäftsführer und 2011 habe ich das Unternehmen gekauft, es gehörte damals meinem Vater und einem Onkel. Ich bin Alleinaktionär, das gibt mir eine gewisse Freiheit. Ich bin nicht aktiengetrieben und kann selber entscheiden, ob etwa neue Maschinen gekauft werden oder nicht.
Seit Präsenz Schweiz Happy Lilly 2015 zu ihrem Maskottchen machte, ist die kleine Kuh auf allen sozialen Netzwerken zu sehen. Haben dadurch auch die Verkäufe zugenommen?
Trauffer: Wir sind sehr stolz, dass ein Produkt von uns dafür gewählt wurde und damit eines unserer «Kinder» nun beim Bund arbeitet. Die Verkäufe nahmen jedoch nicht so stark zu, dass wir ein neues Gebäude hätten bauen müssen.
Was würden Sie Jungunternehmern raten, die eine Firma gründen oder übernehmen?
Trauffer: Es geht nur mit viel Leidenschaft. Ein Unternehmer muss etwas unternehmen, die Dinge einfach machen. Es ist schön, etwas zu gestalten. Aber es bedeutet auch viel Arbeit.