Kennzahlen zur Unternehmensüberwachung
Für die Überwachung der Unternehmensfinanzen gibt es wichtige Kennzahlen: Liquiditätskontrolle, Debitorenkontrolle, Lagerhaltung, Rentabilität.
Liquiditätskontrolle
Existenzielle Wichtigkeit kommt der ständigen Überwachung der Liquidität zu. Die Liquidität 1. Grades zeigt die aktuelle Zahlungsfähigkeit und muss im Verhältnis zu den kurzfristigen Schulden mindestens 20% betragen, sonst droht die Zahlungsunfähigkeit (siehe Berechnungsformel).
Die Liquidität 2. Grades setzt die sofort verfügbaren Mittel sowie die kurzfristigen Forderungen ins Verhältnis zu den kurzfristigen Verbindlichkeiten des Unternehmens. Dieser Wert sollte klar über 100% liegen.
Aus diesen Kennzahlen ist aber nur der durchschnittliche Liquiditätsgrad ersichtlich. Wie es um die kurzfristige Zahlungsbereitschaft wirklich steht, kann man daraus nicht ablesen, weil kurzfristige Einnahmen oder Ausgaben daraus nicht hervorgehen. Dies wird erst klar, wenn der Liquiditätsplan ständig (monatlich, besser noch wöchentlich) nachgeführt wird.
Debitorenkontrolle
Die Liquidität hängt entscheidend davon ab, wie rasch Rechnungen für Leistungen gestellt werden und wie pünktlich die Kundschaft bezahlt. Die durchschnittliche Zahlungsmoral der Kundeninnen und Kunden lässt sich anhand des Debitorenumschlags und des Debitorenziels eruieren.
Der Debitorenumschlag zeigt an, wie oft die ausstehende Summe der Debitoren im Gesamtumsatz enthalten ist. Also: Je höher die Zahl, desto besser.
Das Debitorenziel ist die durchschnittliche Zeit, die zwischen Fakturierung (Rechnungsstellung) und Zahlungseingang verstreicht.
Der Debitorenumschlag sollte dabei einen Faktor 8 bis 10 möglichst nicht unterschreiten, was bei einem gewährten Debitorenziel (Zahlungsfrist) von 30 Tagen einem tatsächlichen Zahlungsziel von 36 bis 45 Tagen entspricht.
Kennzahlen der Lagerhaltung
Je kürzer die durchschnittliche Lagerdauer, je tiefer das "tote Kapital". Eine möglichst kurze Lagerdauer ist anzustreben. Gleichzeitig muss man aber eine hohe Lieferbereitschaft sicherstellen. Dazu braucht es eine Lagerbuchhaltung, die Auskunft darüber gibt, wie hoch der Lagerumschlag und wie lange die durchschnittliche Lagerdauer ist.
Der Lagerumschlag zeigt analog zum Debitorenumschlag, wie oft das Lager durchschnittlich umgeschlagen wird: Je häufiger, desto besser.
Die Lagerdauer zeigt, wie lange die Waren durchschnittlich auf Lager liegen. Hier gilt umgekehrt: je kürzer, desto besser.
Berechnung der realen Kosten einer Produktionsauslagerung
Das digitale Tool CDF (Cost-Differential-Frontier calcuator) ermöglicht die Berechnung der realen Kosten im Zusammenhang mit der Ausdehnung der Produktionskette eines Unternehmens. So können kleine, mittlere und grosse Unternehmen in der Schweiz die versteckten Kosten einer Produktionsauslagerung aufdecken.
Der Cost-Differential-Frontier calculator zeigt, dass die erwarteten Einsparungen im Rahmen einer Auslagerung nicht immer der Realität entsprechen. Zwar können die Produktionskosten im Ausland niedriger sein, doch auf der anderen Seite können sich die Lieferfristen verlängern, wovon häufig Bestellungen in sehr grossen Mengen betroffen sind. Die Kosten für einen allfälligen Rückstand im Lager können ebenfalls steigen, denn Unternehmen sind Schwankungen bei der Nachfrage stärker ausgesetzt.
Der CDF wurde von OpLab, einem Labor der Universität Lausanne, entwickelt und steht kostenlos online zur Verfügung. Den Link zum Cost-Differential-Frontier calculator und ein Präsentationsvideo auf Englisch finden Sie unten auf dieser Seite.
Rentabilitätskennzahlen
Über den mittel- und langfristigen Erfolg entscheidet die Rentabilität des Unternehmens. Darunter versteht man das Verhältnis zwischen dem erzielten Erfolg (also dem Überschuss des Ertrags über dem Aufwand) und dem dafür eingesetzten Kapital.
Die Gesamtkapitalrentabilität zeigt das Verhältnis des Erfolgs zum gesamten eingesetzten Eigen- und Fremdkapital und berechnet sich nach folgender Formel:
Das Gesamtkapital entspricht dabei dem Durchschnitt der Bilanzsummen sowie der stillen Reserven zu Beginn und am Ende der betreffenden Periode.
- Liegt die Gesamtkapitalrendite über den Zinsen für das Fremdkapital, dann liegt die Rendite insgesamt höher als die Zinsen, die das Unternehmen auf das Fremdkapital bezahlen muss - oder einfacher ausgedrückt: die Firma rentiert.
- Weil das gesamte Kapital in die Berechnung einfliesst, ist diese Kennzahl viel aussagekräftiger als wenn nur das Eigenkapital berücksichtigt wird. Ist das Eigenkapital nämlich sehr klein und das Fremdkapital sehr gross, so ergibt sich eine sehr hohe Eigenkapitalrendite. Das mag zwar den Kapitalgeber freuen, das Unternehmen riskiert aber seine Existenz, wenn das Fremdkapital nicht mehr verzinst oder zurückbezahlt werden kann.
Informativer ist dagegen die Betriebskapitalrentabilität. Sie gibt Auskunft darüber, in welchem Verhältnis der Betriebsgewinn zum eingesetzten Betriebskapital steht:
Das Betriebskapital (also nur das betriebsnotwendige Kapital) besteht aus dem Durchschnitt der Bilanzsumme zuzüglich stiller Reserven und abzüglich betriebsfremdem Vermögen am Anfang und am Ende einer Periode.
Den Betriebsgewinn erhält man, wenn man die neutralen Aufwendungen und Erträge (z.B. Zinsen) vom Unternehmensergebnis abzählt und die Veränderung der stillen Reserven hinzu- bzw. wegrechnet.
Die Betriebskapitalrendite ist insbesondere im Mehrjahresvergleich interessant: Sinkt sie, so kann dies ein ernstes Zeichen für eine Krise sein.