Als Paar ein Unternehmen gründen: Was ist zu beachten?

Viele Aktivitäten sind dafür geeignet, die Geschäfte zu zweit zu führen. Aber wie verhindert man, dass sich das Privatleben auf die Arbeit auswirkt und umgekehrt? Erfahrungsberichte von zwei Unternehmerpaaren.

In einem Geschäft klopfen sich ein Mann und eine Frau gegenseitig in die Hände.

Gemeinsam mit dem Lebensgefährten ein Restaurant, ein Geschäft oder eine Beratungsagentur zu gründen ... Für viele Paare ein Traum, der aber schnell zu einem Alptraum werden kann, wenn man nicht im Vorfeld wenigstens ein Minimum an Vorsichtsmassnahmen getroffen hat. Woran muss man denken, bevor man sich in dieses etwas spezielle unternehmerische Abenteuer stürzt? Wogegen sollte man sich wappnen? Ein Überblick über das Thema, unterstützt durch zwei Duos, die Berufs- und Privatleben erfolgreich miteinander kombiniert haben.

Die Vorteile

"Wir träumten beide davon, einen Familienbetrieb zu gründen. Dass wir uns gemeinsam in dieses Abenteuer begeben wollten, war also klar", erklärt Daniela Steiner, die mit ihrem Ehemann Emanuel das Zürcher KMU Felfel leitet. Für dieses Unternehmerpaar bietet die mit dem Partner geteilte Intimität viele Vorteile am Arbeitsplatz, wobei einer der wichtigsten die Zeitersparnis ist: "Wir sind sehr ehrlich zueinander und kommunizieren viel. Dadurch können wir zeitfressende Sitzungen vermeiden und Entscheidungen im Alltag schneller treffen", bemerkt Daniela Steiner. Diese Feststellung teilen auch Jean-Marc und Catherine Wiederrecht, Gründer des Genfer Uhrenateliers Agenhor. Die beiden sind seit mehr als 40 Jahren verheiratet und es war ihr gemeinsames Bedürfnis nach Unabhängigkeit, das sie dazu brachte, ihre Firma als Paar zu gründen. Eine Lebensentscheidung, die sie nie bereut haben und die ihnen eine Karriere im gleichen Rhythmus ermöglicht hat. "Zu zweit zu arbeiten, bewirkte, dass wir uns gemeinsam entwickeln konnten und uns nicht entfernt haben", berichtet Catherine Wiederrecht.

Die Gefahren

Wäre das unternehmerische Abenteuer also für alle Paare etwas Gutes? "Auf keinen Fall", antwortet Jean-Marc Wiederrecht. "Es scheint vielleicht offensichtlich, aber es geht nur, wenn die Beziehung gefestigt ist. Zu denken, dass die Gründung eines Unternehmens eine schwankende Beziehung stabilisieren wird, ist ein Irrtum." Ob als Paar oder nicht – das Unternehmertum bringt immer Risiken mit sich. Im Fall eines Scheiterns sind die Verluste nicht nur finanzieller Art, auch die Ehe und das Familienleben können dadurch ernsthaft erschüttert werden. Wie sorgt man also dafür, dass es gut geht? Ehrlichkeit, Vertrauen und gemeinsame Werte sind nach Meinung von Daniela Steiner die Schlüssel zum Erfolg. Die Aufteilung der Aufgaben nach den jeweiligen Kompetenzen und Stärken ist ein weiterer entscheidender Punkt. "Jean-Marc und ich ergänzen uns. Er kümmert sich um das Kreative und ich mich um die administrativen Aufgaben", führt Catherine Wiederrecht weiter aus. Ähnliches hört man von Felfel, wo sich Daniela mehr um das Marketing kümmert und Emanuel um die Strategie.

Die Spielregeln

Berufs- und Privatleben trennen: Das bleibt für die beiden Unternehmerpaare eine schwierige Aufgabe. Denn hier geht es nicht einfach nur um ein Unternehmen, sondern um eine gemeinsame Leidenschaft. "Emanuel und ich habe uns Felfel mit Leib und Seele verschrieben, wir lieben es, darüber zu sprechen und nachzudenken, wie sich alles weiterentwickeln wird", bekräftigt Daniela Steiner. Es kommt aber nicht in Frage, das Familienleben dafür zu opfern. Abends, in Gegenwart ihrer Tochter, sprechen die beiden nicht über die Arbeit und jeden Sonntag planen sie die gesamte kommende Woche. Bei den Wiederrechts gibt es ebenfalls feste Zeiten, in denen die Arbeit kein Gesprächsthema ist, zum Beispiel an den Wochenenden und in den Ferien. Das Paar teilt sich die Geschäftsführung seit einigen Jahren mit seinen zwei Söhnen und hat eine einfache Regel aufgestellt: "Bei der Arbeit gibt es weder Papa noch Mama. Wir nennen uns alle bei unseren Vornamen", so Jean-Marc Wiederrecht. Das schafft eine Distanz, die im Fall von Konflikten sehr wertvoll sein kann. "Nur weil wir ein Paar sind, heisst das nicht, dass wir nicht eine gewisse Professionalität wahren müssen", fügt Daniela hinzu. "Denn so können wir vermeiden, dass ein beruflicher Konflikt persönlich wird und umgekehrt."

Administrative Vorkehrungen

Es kommt jedoch vor, dass Konflikte sich nicht lösen lassen und die Trennung die einzige mögliche Option ist. Deshalb ist es so wichtig, bestimmte Punkte bei der Firmengründung vertraglich zu regeln, beispielsweise die Übernahme der Geschäftsführung oder den Kauf von Anteilen. Dann hat man eine Absicherung im Fall eines Streits und ein Mittel, um zu gewährleisten, dass beide Partner von Anfang an auf demselben Stand sind. "Das ist ein Schritt, bei dem man sehen kann, ob man wirklich dieselbe langfristige Vision für das Unternehmen hat", analysiert Daniela Steiner. Was ist mit den jeweiligen Firmenanteilen? Müssen sie ungleich verteilt sein, damit es im Konfliktfall nicht zu einer Blockade kommt? Die Antwort von Jean-Marc und Catherine Wiederrecht lautet nein. "Wir wollten nicht, dass es zwischen uns ein Ungleichgewicht gibt und einer von uns mehr Entscheidungsmacht bekommt." Bei der Wahl der Rechtsform haben sich die Genfer, genau wie die Zürcher, für eine Aktiengesellschaft entschieden, die ihnen mehr Wachstumsmöglichkeiten bietet, aber zugleich das Familienerbe schützt und die Verfahren im Fall eines Konkurses oder der Schliessung des Unternehmens vereinfacht.


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Vorsicht bei Scheidungen

Der standardmässige Güterstand in der Schweiz ist die Errungenschaftsbeteiligung. Das bedeutet, dass im Falle einer Scheidung alle während der Ehe erworbenen Güter zu gleichen Teilen aufgeteilt werden. Daher ist es wichtig, die Firmengründung im Ehevertrag genau zu erfassen oder diesen später anzupassen, wenn das Paar schon vorher verheiratet war. Umso mehr, wenn das Unternehmen nur einem der beiden Ehepartner gehört.

Letzte Änderung 04.03.2020

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