Was tun, wenn der CEO krankheitsbedingt ausfällt?

Bandscheibenvorfall, Krebs, Burnout, Unfall: Genau wie ihre Beschäftigten sind manchmal auch die Firmenchefs von Krankheiten betroffen. Wie lässt sich eine Phase von Absenz und Genesung organisieren, wenn man für seine Firma unverzichtbar ist? Antworten von Experten.

Eine Frau mit Krebs nimmt an einem Meeting teil.

Die Studien sprechen eine deutliche Sprache: Ab 50 oder sogar schon ab 45 Jahren steigt das Risiko gesundheitlicher Probleme. Und in der Regel sind die CEOs und Manager von KMU, nachdem sie die Karriereleiter ihres Unternehmens Stück für Stück erklommen haben, grösstenteils in dieser Altersgruppe. Wie kann man mit einer schweren Krankheit umgehen, die eine besondere Behandlung erfordert und häufig auch eine längere Absenz, wenn die Firmentätigkeit zu einem grossen Teil auf den eigenen Schultern ruht? Der erste Schritt besteht meist in einer guten Kommunikation.

Das Zauberwort: Kommunikation

Für die Gewährleistung reibungsloser Geschäftsabläufe spielt die Kommunikation eine zentrale Rolle. "Je transparenter, desto besser", beobachtet Brigitta Danuser, Professorin für Arbeitsmedizin am Zentrum für Allgemeinmedizin und öffentliche Gesundheit der Universität Lausanne (Unisanté). "Wenn ein Manager erfährt, dass er krank ist, muss er nicht erklären, was er hat, aber er muss seine Mitarbeitenden schnellstmöglich über die Auswirkungen der Krankheit auf seine Arbeitsfähigkeit informieren." Darüber zu sprechen, ist oft heikel. "Im Fall von Krebs, einer Krankheit, von der jeder Dritte im Laufe seines Lebens betroffen ist, ruft das viele Emotionen hervor", weiss Chantal Diserens, Geschäftsführerin der Krebsliga Waadt. "Jeder kannte schon mal jemanden, der davon betroffen war, das weckt Erinnerungen."

Besonders kompliziert ist die Lage in kleinen Unternehmen, in denen der Geschäftsführer sehr viele Aufgaben hat. In grösseren Firmen kann man sich mit dem Verwaltungsrat abstimmen und so die Bereiche, für die man zuständig war, neu verteilen.

Die Studien kommen übereinstimmend zu dem Schluss, dass im Fall derselben Krankheit, die eine intensive Behandlung und eine vollständige Unterbrechung der Arbeit erforderlich macht, ein Manager schneller wieder ins Büro zurückkommt als ein Angestellter. "Als Chef bringt man oft eine sehr viel höhere Motivation für die Arbeit mit", meint Brigitta Danuser. "Aber die frühere Rückkehr lässt sich auch auf die Möglichkeit zurückführen, dass er seine Arbeit an seine Krankheit anpassen kann." Flexible Arbeitszeiten oder Telearbeit sind für ihn eher einzurichten als für einen Arbeiter am Fliessband.

Vorher-nachher

Die Rückkehr des Managers nach längerer Abwesenheit ist ein heikler Moment, insbesondere bei Krankheiten wie Krebs. "Die meisten Menschen sind nach einer solchen Krankheit nicht mehr die gleichen", beobachtet Chantal Diserens, Geschäftsführerin der Krebsliga Waadt. Die Nebenwirkungen der Behandlung können sich über mehrere Monate oder sogar Jahre hinziehen. Schnelle Ermüdung, anhaltende Erschöpfung, die man sich nicht erklären kann, schlechtere Konzentration oder Gedächtnisprobleme können die berufliche Tätigkeit bremsen.

Arbeitsmedizinerin Brigitta Danuser sagt: "Nach einer schweren Krankheit denkt man über das Leben nach, über die Ziele, die man erreichen will. Einige spüren das Bedürfnis, Arbeit und Privatleben besser ins Gleichgewicht zu bringen." Über seine mittel- oder langfristige Rolle im Unternehmen nachzudenken, hilft insbesondere dabei, die Organisation der Firma für den Fall zu optimieren, dass man erneut fehlen muss, oder neues Personal einzustellen, um sich zu entlasten.

Hilfe in Anspruch nehmen

Wenn keine besondere Regelung innerhalb des Unternehmens vorgesehen ist, gilt die Berner, Basler oder Zürcher Skala. "Diese Skalen legen die Verpflichtung zur Lohnfortzahlung in Abhängigkeit von der Betriebszugehörigkeit fest", erläutert Marc Hermant, Personalleiter bei Unisanté.

Laut der Berner Skala (die in den meisten Kantonen der Schweiz gilt) hat ein Beschäftigter nach einem Jahr Betriebszugehörigkeit Anspruch auf drei Wochen bezahlten Krankheitsurlaub, was sich gestaffelt bis zu sechs Monaten bei 20 Dienstjahren erweitert. Der Arbeitsvertrag, das Reglement oder eine Vereinbarung können regeln, dass die Lohnfortzahlung über eine längere Dauer gewährt wird. Dies geschieht in der Regel über eine Krankentaggeldversicherung. So gewährleisten einige Arbeitgebende die Lohnfortzahlung für zwei Jahre.

"Für Selbstständige ist die Lage deutlich prekärer", macht Marc Hermant deutlich. Wenn sie im Vorfeld keine Massnahmen getroffen haben, erhalten sie schon ab dem ersten Tag der Arbeitsunfähigkeit überhaupt keine Zuzahlung. Allerdings ist eine private Taggeldversicherung extrem kostspielig, mit Monatsbeiträgen von wohl mehreren hundert Franken.

Schliesslich gibt es noch die Möglichkeit, dass bei teilweiser oder vollständiger sowie temporärer oder dauerhafter Arbeitsunfähigkeit eine Rente der Invalidenversicherung (IV) gewährt wird. Die IV kann auch Massnahmen wie ein Job-Coaching finanzieren oder einen Beitrag für die Arbeitgebenden, die Mitarbeitende beim schrittweisen Wiedereinstieg in den Beruf begleiten.

 

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Krebs: Drei Leitfäden für die Arbeitswelt

Krebs ist die dritthäufigste Ursache für länger andauernde Absenzen am Arbeitsplatz. Laut Angaben der Krebsliga leiden mehr als 64'000 Schweizerinnen und Schweizer im erwerbsfähigen Alter (20 bis 64 Jahre) an einem Krebs, der in den vergangenen fünf Jahren diagnostiziert wurde. Von den 39'000 Menschen, die jedes Jahr neu an Krebs erkranken, setzen mehr als ein Drittel (rund 15'000) ihre Berufstätigkeit fort.

In diesem Zusammenhang bietet die Krebsliga drei Leitfäden an, für Kollegen des erkrankten Mitarbeiters, für Vorgesetzte und für die Vorbereitung der Rückkehr an den Arbeitsplatz. Sie enthalten grundlegende Tipps, Checklisten und Erfahrungsberichte. Ausserdem wurde für Arbeitgeber ein Coaching-Telefon (0848.114.118) mit Informationen auf Deutsch, Französisch und Italienisch eingerichtet, ebenso Workshops, Seminare und Diskussionen in den regionalen Ligen.

Mehr Informationen auf der Website der Krebsliga

Letzte Änderung 04.09.2019

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