"IT-Sicherheit ist das A und O"

Als Pionier auf dem Markt für Drohnen zur Innenrauminspektion hat das waadtländische Unternehmen Flyability eine Spitzentechnologie entwickelt sowie verschiedene Tools gegen den Diebstahl sensibler Informationen.

Flyability, ein Spin-Off der EPFL, wurde im September 2014 von Patrick Thévoz und Adrien Briod gegründet und hat Drohnen entwickelt, die in der Lage sind, Räume von innen zu inspizieren, indem sie in schwer zugängliche Umgebungen hineinfliegen. Mit dieser Erfindung lässt sich das Unfallrisiko erheblich senken. Zugleich sind die gelieferten Ergebnisse zuverlässig und präzise. Heute hat das Unternehmen mehr als 80 Mitarbeitende und vertreibt seine Produkte in rund 50 Ländern. Es plant die Eröffnung einer Zweigniederlassung in den USA in den kommenden zwölf Monaten. Wie schützt das herausragende Technologieunternehmen, das 2019 mit dem TOP 100 Swiss Startup Award ausgezeichnet wurde, seine Erfindungen? Antworten von CEO Patrick Thévoz.

Wie ist es derzeit auf dem Schweizer Drohnenmarkt um die Konkurrenz bestellt?

Patrick Thévoz: Unsere Drohnen wurden mit dem Ziel entwickelt, in Innenräume zu fliegen und so Inspektionen im industriellen Bereich zu erleichtern. Im Moment gibt es auf diesem Markt wenig Konkurrenz und wir sind die Pioniere. Das Problem stellt sich also nicht so sehr auf dem Gebiet der Konkurrenz, sondern vielmehr in Form des Misstrauens einiger Kunden, wenn sie ihre Gewohnheiten ändern sollen. Innovationen kosten Zeit und Geld.

Wie schützt Flyability seine Erfindungen?

Thévoz: Patente spielen eine fundamentale Rolle. Sie gewährleisten eine gewisse Glaubwürdigkeit für die Kapitalbeschaffung. Das ist die erste Verteidigungslinie. Auf einem Markt Pionier zu sein, bietet auch einen gewissen Schutz. Die Drohnen, die wir entwickelt haben, sind das Ergebnis einer Kombination aus sehr spezifischen Wissenschaftsbereichen mit hochaktuellem Know-how. Wir haben viel Zeit damit verbracht, das richtige Produkt zu entwickeln, das zu den Bedürfnissen unserer Kunden passt, und haben unsere Position auf diesem Markt gefestigt. Vor diesem Hintergrund wird es für Neueinsteiger schwieriger, uns zu kopieren. Ausserdem haben wir rund um unsere Produkte ein ganzes System aus Schulungen, Zubehör und Software aufgebaut.

Wie lässt sich Industriespionage bekämpfen?

Thévoz: IT-Sicherheit ist das A und O. Wir versuchen, ein gutes Gleichgewicht zwischen der Transparenz gegenüber unseren Mitarbeitern und dem Schutz sensibler Daten, beispielsweise der Liste unserer Kunden und Zulieferer oder des Inhalts noch nicht veröffentlichter Patente, zu finden. Dafür nutzen wir zuverlässige IT-Systeme, insbesondere in der Cloud. Wir achten auch darauf, ein Produkt nicht zu früh zu präsentieren, damit wir einen unnötigen Wettbewerb vermeiden. Zugleich behalten wir aber auch im Blick, dass der Ideenaustausch mit unseren Kunden ein wesentlicher Entwicklungsschritt ist. Und schliesslich kann es ratsam sein, von Leuten, denen man ein Produkt vorstellt, das noch in der Entstehung begriffen ist, eine Geheimhaltungsvereinbarung unterzeichnen zu lassen.

Welche Fehler sollte man vermeiden?

Thévoz: Die Phase der Rekrutierung ist ganz entscheidend. Es kann sein, dass sich einige Leute mit bösen Absichten bewerben. Man muss nicht den kompletten Hintergrund des Bewerbers durchleuchten, doch man sollte aufpassen, welche Fragen er im Gespräch stellt und ob einige für die Stelle, auf die er sich bewirbt, gar nicht von Belang sind. Wir achten in der Begegnung aufmerksam auf potenziell beunruhigende Signale. Das ist grösstenteils eine Frage des Gespürs.

Wie kann man auf einem so stark umkämpften Markt die besten Ingenieure für sich gewinnen und binden?

Thévoz: Das ist sehr schwer. Wir arbeiten sehr stark an unserer Firmenkultur. Es ist wichtig, dass jeder Mitarbeiter versteht, warum er da ist und welchen Beitrag er zum Erfolg von Flyability leistet. Wir wollen die richtige Balance zwischen Autonomie und Autorität finden, denn es kann frustrierend sein, Verantwortung zu tragen, ohne die damit einhergehende Entscheidungsmacht zu haben. Wir ermuntern die Manager zu delegieren und in einer bestimmten Situation den kompetentesten Mitarbeiter die beste Entscheidung treffen zu lassen.

Wie ist Ihr Geschäftsmodell gestaltet?

Thévoz: Wir verkaufen unsere Produkte direkt oder über Händler und wir vermieten sie auch. Zudem bieten wir die Möglichkeit eines monatlichen Abos, das ein breites Spektrum an Leistungen umfasst, zum Beispiel einen Piloten, Reparaturen und den Zugang zu einer Maschine der neusten Generation. Und wir entwickeln auch Software für unsere Drohnen.

Auf welche Finanzierungsquellen greifen Sie zurück?

Thévoz: Wir leben im Wesentlichen von unseren Umsätzen. Da wir in einem wachstumsstarken Markt tätig sind, haben wir viel Geld beschafft – seit 2014 sind es CHF 17 Millionen –, um unsere Teams aufzustocken und schneller voranzukommen. Für das Betriebskapital haben wir uns an externe Investoren und an Banken gewandt.

Was würden Sie einem Jungunternehmer raten, der eine Firma gründen und seine Erfindungen schützen möchte?

Thévoz: Sich mit erfahrenen Partnern zu umgeben und Patente anzumelden. Das ist ein unerlässlicher Schritt, der jedem Jungunternehmer, der eine Firma gründen will und Kapitalgeber sucht, Glaubwürdigkeit verleiht. Ich empfehle auch, die eigene Idee nicht übermässig zu schützen. Sonst könnte es sein, dass man vom Feedback des Marktes abgeschnitten ist, das für die schnelle Entwicklung eines guten Produktes wesentlich ist. Insofern kann es gefährlich sein, wenn man es zu sehr geheim hält.


Informationen

Zur Person/Firma

Patrick Thévoz, CEO von Flyability

Patrick Thévoz machte seinen Master in Mikrotechnik an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) und begann seine Karriere in einer Pariser Agentur für Strategieberatung, wo er sich auf die Lancierung von Produkten in innovationsstarken Industrien wie Landwirtschaft oder Pharmaindustrie konzentrierte. 2013 kam es zu einem Wiedersehen mit Adrien Briod, den er aus dem Studium an der EPFL kannte. Gemeinsam begannen sie, an einem Prototyp für eine Drohne zur Inspektion von Innenräumen zu arbeiten. 2014 ging ihr Unternehmen Flyability an den Start.

Letzte Änderung 02.10.2019

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