Wie Schweizer KMU von 5G profitieren können

In der Schweiz hat der Aufbau der fünften Generation des Mobilfunknetzes begonnen. Laut Aussage einiger Experten wird sich diese Technologie positiv auf diejenigen Unternehmen auswirken, denen die digitale Wende gelungen ist.

Das 5G-Logo auf blauem Hintergrund.

Der Aufbau des Mobilfunknetzes der fünften Generation in der Schweiz schreitet voran, insbesondere dank der Aufhebung mehrerer Moratorien zu neuen Antennen im April dieses Jahres, zum Beispiel in den Kantonen Genf und Waadt. Die Unternehmen sollten sich auf diese technologische Veränderung vorbereiten, die im Vergleich zu 4G eine bis zu 100-mal höhere Übertragungsrate ermöglicht und eventuell eine neue Ausstattung erforderlich macht. Nicolas Bürer, Geschäftsführer der Organisation Digitalswitzerland hält es für unerlässlich, dass sich die KMU "schon jetzt damit beschäftigen".

Praktisch alle Sektoren sind laut Nicolas Bürer davon betroffen. "Allgemein verbrauchen wir immer mehr Daten, also immer mehr Bandbreite." Mit 5G lassen sich die Netzkapazitäten erhöhen, um diesem Trend zu entsprechen, aber es werden zugleich noch weitere Neuerungen eingeführt. Im Bereich Kommunikation beispielsweise wird es leichter sein, Erlebnisse mit VR oder AR anzubieten. Die Industrie und die Produktion werden von der Umstellung auf die fünfte Generation in Form der Remote-Steuerung von Maschinen in Echtzeit betroffen sein. "Wir werden immer mehr mit vernetzten Objekten arbeiten", macht der Leiter von Digitalswitzerland deutlich. "Alle nutzen viel Bandbreite und benötigen Datenspeicher."

Auch die Verkehrsindustrie wird von den erweiterten Möglichkeiten profitieren, zum Beispiel bei der Steuerung von vernetzten Autos, LKW oder Zügen. Zuletzt nennt der Geschäftsführer von Digitalswitzerland noch die Welt der "Smart Cities", der intelligenten Städte. In der Stadt verteilte Sensoren sammeln Daten, die dank 5G dann leichter übertragen werden können. "So können zum Beispiel Ereignisse, unter anderem bei einem ausgelösten Alarm, in Echtzeit verfolgt werden."

Investitionen in bessere Leistung

"3G und 4G werden noch einige Jahre funktionieren", weiss Xavier Studer, Autor und Gründer des französischsprachigen Blog high-tech et telecom. "Es gibt also kein Risiko der Betriebsunterbrechung, die Geräte werden kompatibel bleiben." Auch wenn man also nichts überstürzen muss, können rasche Anpassungen für ein KMU von Vorteil sein. "Jedes Unternehmen ist gut beraten, wenn es die mit 5G verbundenen Veränderungen beobachtet und sich in Abhängigkeit von seinen Bedürfnissen weiterentwickelt", erklärt Xavier Studer. "Nehmen wir zum Beispiel eine Verkehrsgesellschaft. Entscheidend ist, dass sie ihren Kunden einen angepassten Service bieten kann, der gesichert und mit allen Geräten kompatibel ist und sich auf ein zuverlässiges Netz stützt."

Langfristig werde es auch innerhalb der Unternehmen möglich sein, das WLAN gegen das stabilere 5G-Netz auszutauschen, wie der Experte hervorhebt. Dafür ist es notwendig, in diese neuen Technologien zu investieren.

Weiterbildungen erwägen

Die Entwicklung vernetzter Gegenstände, die durch 5G begünstigt wird, dürfte zum einen die Geschäftsmodelle und die Betriebsabläufe der Unternehmen verändern, zum anderen die Art der geleisteten Arbeit vor dem Hintergrund einer zunehmenden Robotisierung. "Es können Probleme im Hinblick auf die Aus- und Weiterbildung auftreten", meint Xavier Studer. "Zum jetzigen Zeitpunkt sind viele Beschäftigte noch nicht bereit, diese neuen Technologien zu nutzen."

Auch die Funktionen der Angestellten werden sich verändern und "manchmal sogar verschwinden", räumt Nicolas Bürer von Digitalswitzerland ein. Ungefähr 20% der heute existierenden Arbeitsplätze wird es 2030 nicht mehr geben. "Das ist dem gesamten technologischen Fortschritt geschuldet, nicht nur 5G. Auf der anderen Seite werden neue Berufe entstehen. Die Wirtschaft wird mehr Data Scientists und Analysts benötigen und es werden neue Aufgabenbereiche in den Robotik-Berufen aufkommen."

Intelligente Technologie-Nutzung

Im Juni dieses Jahres hat der Nationalrat eine Motion der FDP-Fraktion angenommen, die den Aufbau des 5G-Netzes bis 2024 gefordert hat. Die gesundheitlichen Fragen wurden jedoch noch nicht vollständig geklärt. Es laufen noch Studien zu den Auswirkungen der Strahlung auf den Menschen und die Umwelt. Nach Meinung von Nicolas Bürer ist es unbedingt erforderlich, in diesen Fragen Klarheit zu erlangen: "Wir müssen sicher sein, dass es keine schädlichen Nebenwirkungen geben wird." Auch die Kommunikation zu dieser Entwicklung ist ein wichtiges Thema. "Bei einigen Menschen hat 5G einen sehr schlechten Ruf. Es geht darum, mit diesen Bevölkerungsgruppen, die allerdings nur eine Minderheit darstellen, zu sprechen, um das Image von 5G zu verbessern."

In einer Zeit, in der die neuen Technologien fester Bestandteil unseres Alltags sind, ist auch das Thema Hyperkonnektivität eine zentrale Frage, so der Leiter von Digitalswitzerland. "Man muss sich darüber im Klaren sein, dass wir von dieser Technologie abhängig werden. Es ist wichtig, diese Problematik mittelfristig einem Reflexionsprozess zu unterziehen. Man muss Momente finden, in denen man abschaltet." Xavier Studer rät dazu, die neuen Technologien intelligent und mit Bedacht zu nutzen. "Natürlich gibt es auch Nachteile", räumt er ein. "Das Ziel bleibt aber, die bestmöglichen digitalen Technologien zur Verfügung zu stellen, und die muss man sich zu eigen machen. Sie können uns viel bringen, das sieht man bereits auf einigen Gebieten der Wissenschaft wie in der Medizin."


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Von der 4. zur 5. Generation: Wie technischer Fortschritt den Unterschied macht

  • Mit einer Latenz von weniger als einer Millisekunde ist die Zeitersparnis enorm, denn die Reaktionszeit ist 30- bis 50-mal kürzer als bei 4G. Diese Übertragungsgeschwindigkeit ermöglicht zum Beispiel die Remote-Steuerung von Maschinen oder Fahrzeugen in Echtzeit.
  • Die Datenübertragungsrate von 10 Gbit/s wiederum ist bis zu 100-mal schneller als bei 4G. Sie entspricht der Geschwindigkeit von Glasfasernetzen.
  • Auch die Dichte ist deutlich höher. Eine Million Gegenstände, also 100-mal mehr als bei 4G, können pro km2 gleichzeitig mit dem Netz verbunden sein.

Nähere Informationen über die Umstellung auf 5G finden Sie auf der Website des Bundesamtes für Kommunikation.

Letzte Änderung 06.10.2021

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