Vom Klick zum Kunden - wie verschickt man seine Produkte am besten?

Mit dem Boom des Online-Handels steigt auch der Bedarf der KMU an Versanddiensten rapide an. Es ist nicht immer leicht, das richtige Angebot und einen passenden Dienstleister zu finden. Tipps für die richtige Logistik. 

Eine Person trägt einen Karton mit einem Versandaufkleber.

Als Folge des veränderten Konsums und der Gesundheitskrise wächst der E-Commerce in der Schweiz immer schneller. Fast jeder zweite Webshop hatte in den letzten Monaten einen Anstieg der Bestellungen um mehr als 20% zu verzeichnen, wie aus einer Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) hervorgeht. "Wir können mit Blick auf die letzten Monate von einem regelrechten Boom sprechen, der bisher stark unterschätzt wurde", sagt Studienautor Darius Zumstein. Am Ende des Prozesses stehen den KMU verschiedene Versandoptionen zur Verfügung.

"Wenn ein Unternehmen den Aufbau eines Online-Geschäfts in Betracht zieht, denkt es meist zuerst an die Website oder die mobile App für den E-Commerce. Das ist natürlich sehr wichtig, aber Produkte online zu verkaufen, bedeutet vor allem, dass man dafür die entsprechende Logistik braucht", warnt Arnaud Dufour, Professor an der Hochschule für Wirtschaft und Ingenieurwissenschaften des Kantons Waadt (HEIG-VD). Das Unternehmen muss sich um das Nachfüllen der Lagerbestände, die Vorbereitung und den Versand der Bestellungen und die Lieferung an den Endkunden kümmern. "In bestimmten Bereichen des Online-Verkaufs beinhaltet das Management des Paketversands auch, dass man die Retouren der Kunden bearbeiten muss, besonders im Bekleidungssektor, wo die Quote der Rücksendungen sehr hoch ist", fügt der Professor hinzu.

Bedingungen klar erfassen

Um die beste Lösung für die Lieferung zu finden, müssen die Unternehmen mehrere Kriterien berücksichtigen. Die Komplexität der Zustellung ist ein wichtiges Element und hängt oft von der Art des angebotenen Artikels ab, sagt Arnaud Dufour. Der Transport von frischen Produkten sowie sperrigen oder zerbrechlichen Gütern erfordert mitunter besondere Kompetenzen. Einige Transportfirmen haben sich darauf spezialisiert, auch diesen Bedarf zu decken.

KMU achten auf die Kosten und die angebotenen Dienstleistungen, aber auch ökologische und soziale Fragen sind für sie genau wie für ihre Kunden immer häufiger ein Thema. "Weniger Verpackung, Recyclingfähigkeit, CO2-Abdruck und die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten sind Punkte, bei denen sich die Unternehmen verbessern wollen", erklärt der Professor.

Für einen möglichst CO2-neutralen Versand entschieden sich Sylvio und Katia Barth, die Gründer des Einzelunternehmens Babygreen im Kanton Waadt, das sich auf ökologische Spielwaren und Produkte für Kinder spezialisiert hat. Dafür orientierten sich die beiden an den Empfehlungen von Myclimate, einer gemeinnützigen Organisation, die Projekte zur Kompensation von CO2 unterstützt. "Konkret bezahlen wir je nach Gewicht einen Aufschlag zwischen 10 und 20 Rappen pro Paket", erläutert Sylvio Barth. Das Transportunternehmen Planzer schickt uns einmal pro Halbjahr einen Bericht über unsere Lieferungen. Diese Summe fliesst dann in ein Projekt zur Wiederaufforstung in Nicaragua." Parallel dazu bietet Babygreen auch einen Versand über die Post mit dem "pro clima"-Label an. Die Kompensation erfolgt hier über einen Aufschlag von 5 Rappen pro Paket.

Generalist oder Spezialist

Laut Arnaud Dufour bleibt die Post für die meisten in der Schweiz tätigen KMU der natürlichste Partner. "Auf dem Markt sind allerdings rund zwanzig weitere Akteure präsent, insbesondere die internationalen Kurierdienste wie UPS, DHL, Fedex oder DPD." Auf nationaler Ebene gibt es Alternativen, die Logistikdienste und soziales Engagement verbinden. Zum Beispiel die Stiftung für berufliche Integration Gewa mit Sitz in Bern. Sie ist in der ganzen Schweiz tätig und beliefert rund 25 KMU sowie drei Grossunternehmen: Swisscom, Postauto und CSL Behring. "Unser wichtigstes Anliegen ist es, Menschen mit psychischen Krankheiten eine Möglichkeit zu bieten, ihren Platz in der Arbeitswelt zu finden", erklärt Kommunikationsleiterin Stefania Aquilino. Gewa logistics hat heute 130 Mitarbeitende.

Neben einer schnellen Lieferung ist auch der Aspekt der Bearbeitung allfälliger Retouren nicht zu vernachlässigen. "In Problemfällen ist es uns passiert, dass wir den Versand dreimal bezahlen mussten", berichtet Sylvio Barth. "Das hat uns dazu gebracht, andere Lösungen zu finden, insbesondere beim Paketdienst von Planzer, der mehrmals versucht, den Empfänger zu erreichen, wenn er ihn nicht antrifft."

Bei mehr als einhundert Paketen pro Monat bedeuten die ökologischen Zertifizierungen zusätzliche Kosten. Für die beiden Unternehmer von Babygreen ist es unmöglich, dem Kunden die Versandkosten zu schenken, wenn der Warenwert unter CHF 90 beträgt. "Wir bemühen uns sehr, indem wir unsere Margen gegenüber den Grosshändlern reduzieren", erklärt Sylvio Barth. "Die E-Commerce-Riesen werden von den Transporteuren bevorzugt und können es sich leisten, ab CHF 50 einen kostenlosen Versand anzubieten. Für kleine Firmen ist das viel schwieriger." Weniger kostspielig ist in dieser Hinsicht Click&Collect, vorausgesetzt man verfügt über ein Ladengeschäft oder ein Lager. 


Informationen

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Was bei der Entscheidung für eine Versandoption zu beachten ist:

  1. Art des Produkts: verderbliche Lebensmittel, zerbrechliche, sperrige oder wertvolle Gegenstände. Lagerbedingungen
  2. Kann der Artikel retourniert werden?
  3. Zustellgebiet
  4. Für kurze Vertriebswege Informationen über ökologische oder soziale Lösungen einholen.

Letzte Änderung 03.03.2021

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