Der Boom des Internet of Things steht bevor

Mit der Einführung von 5G wird der Markt für vernetzte Geräte ein neues Ausmass annehmen. Die Schweizer KMU stehen dem Phänomen interessiert, aber auch vorsichtig gegenüber.

Ein Frau benutzt Heimautomation.

Intelligente Kühlschränke, virtueller persönlicher Assistent, Produktionsmaschinen: Der Markt des Internet of Things (IoT, dt.: Internet der Dinge) wächst von Tag zu Tag und wird seinen Siegeszug besonders dank der Einführung von 5G (s. Kasten) fortsetzen. Dieser Aufschwung, der sich auf den Industriesektor und Produkte für die breite Öffentlichkeit aufteilt, verspricht gute Geschäftsgelegenheiten für KMU, denen es gelingt, sich an diese neue Technologie-Welle anzupassen, aber er bringt auch eine Reihe von Herausforderungen mit sich. Ein Überblick über die grössten Vorteile und die potenziellen Hindernisse.

Vorteile: Rentabilität und Marketing

Optimierung der Logistikströme, Kostensenkung, Erhöhung der Produktion: Die Nutzung des IoT im Industriesektor birgt ein hohes Gewinnpotenzial. "Wenn die Daten richtig gesammelt, analysiert und genutzt werden, ist der positive Einfluss, den sie auf die Rentabilität eines Unternehmens haben können, enorm", bestätigt Yann-Amaël Aubert, CEO und Mitgründer des Start-ups Brain-IT. Bevor man loslegt, sollte man sich aber unbedingt über das Ziel im Klaren sein und sich nicht einfach nur in dieses Technologie-Abenteuer stürzen, um es der Konkurrenz gleichzutun. "IoT zu machen, um IoT zu machen, hat keinen Sinn", weiss Stefano Carrino, Doktor der Informatik und Professor an der Fachhochschule im Jurabogen (HE-Arc) in Neuenburg in der Abteilung Ingenieurwissenschaften. "Das Sammeln der Daten muss auf eine klar umrissene und im Vorfeld bestimmte Problematik ausgerichtet sein."

Im Bereich Heimautomation (SmartHome) ist einer der grössten Vorteile für die Bevölkerung der zusätzliche Komfort im Alltag mit virtuellen persönlichen Assistenten wie Alexa von Google. Für die Unternehmen geht es im Wesentlichen ums Marketing. "Die Analyse der mit diesen Geräten gesammelten Daten ermöglicht es, wertvolle Informationen über das Verhalten der Konsumenten zu erhalten und das Angebot gezielt anzupassen", betont Yann-Amaël Aubert. Die Unternehmen Schaerer im Kanton Solothurn und Franke im Aargau, die in der Kaffeebranche tätig sind, statten zum Beispiel ihre professionellen Kaffeeautomaten mit Sensoren aus und vernetzen sie. Diese Firmen verbessern nicht nur die Qualität ihrer Produkte, indem sie beispielsweise eine vorausschauende Planung der Wartungsarbeiten an den Maschinen ermöglichen und die Lebensdauer der Komponenten vorhersagen, sondern sie bringen auch den Kundenservice voran und entwickeln neue Geschäftsmodelle.

Vorschläge für Fahrgeschäfte je nach Besucherandrang in Echtzeit oder personalisierte Shopping-Angebote: Das Walt Disney World Resort in Florida führte 2013 das MagicBand ein, ein vernetztes Armband, mit dem man den Besuchern auf Schritt und Tritt folgen und dadurch das Kundenerlebnis verbessern kann. Ein potenzieller Wettbewerbsvorteil, aber auch eine echte Herausforderung auf dem Gebiet der Kommunikation, in Zeiten, in denen Big Data und Datenschutz für Diskussionen sorgen. "Das Internet der Dinge kann als Verlust an Freiheit und als Bedrohung für die Privatsphäre wahrgenommen werden", bemerkt Stefano Carrino. "Die Rolle der Unternehmen besteht darin, die Konsumenten zu beruhigen und ihnen die konkreten Vorteile zu zeigen, die sie davon haben."

Die Hürden: Ressourcen und Cybersicherheit

Trotz der Vorteile, die mit der Nutzung des IoT verbunden sind, haben viele KMU gewisse Vorbehalte, wenn es um die Einführung dieser Lösungen geht. Es bestehen Ängste im Hinblick auf die erforderlichen finanziellen und zeitlichen Ressourcen, aber nicht nur das. "Die meisten Unternehmen, mit denen ich zusammenarbeite, fühlen sich von den technologischen Fragen, die häufig von ihrer Kerntätigkeit weit entfernt sind, überfordert", stellt Yann-Amaël Aubert fest. "Ihr Fehler Nummer eins ist zu denken, dass eine klassische IT-Abteilung in der Lage ist, ein IoT-System zu managen. Das sind aber zwei völlig verschiedene Berufe", ergänzt er. Für den Erfolg eines solchen Projekts ist es unerlässlich, dass man sich an externe oder intern beschäftigte Experten wendet, die in der Lage sind, die Problematik des Unternehmens gezielt zu erfassen, eine angepasste Lösung vorzuschlagen und die Daten zu verarbeiten.

Neben dem Mangel an Ressourcen werden die KMU auch durch die potenziellen Risiken gebremst, die mit der Implementierung des IoT in ihrem Betrieb verbunden sein können. "Ich habe den Eindruck, dass es einen Mangel an Informationen zu diesem Thema gibt und dass sich die meisten Unternehmen von den negativen Aspekten zum Beispiel im Zusammenhang mit der Sicherheit einschüchtern lassen", sagt Stefano Carrino. "Ihnen ist nicht klar, was sie dadurch gewinnen könnten." Dabei sollten sich die Risiken diesbezüglich minimieren lassen, indem man sich an kompetente Spezialisten wendet, die man intern beschäftigt oder extern beauftragt und deren Aufgabe es ist, eine an die Bedürfnisse und die Umgebung des Unternehmens angepasste Lösung zu schaffen.

Die realen Herausforderungen in Sachen Cybersicherheit sind eher im Bereich des SmartHome angesiedelt. "In den meisten Fällen sind die vernetzten Objekte nicht gesichert und der Otto-Normalverbraucher ist sich dessen in der Regel nicht bewusst", macht Yann-Amaël Aubert deutlich. Gegen diese Angreifbarkeit könnte er sich unter anderem durch die Installation einer Firewall und durch regelmässige Updates wappnen. Die Verantwortung hat aus Sicht von Stefano Carrino jedoch der Dienstleistungserbringer zu tragen. "Man kann von den Nutzern nicht erwarten, dass sie über sämtliche Risiken auf dem Laufenden sind. Es ist Aufgabe der Unternehmen, sie zu schützen."


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Zum Thema

Ein Marktvolumen von mehr als 150 Milliarden

Laut einem von Ericsson erstellten Mobilitätsbericht werden bis 2023 rund 31,4 Milliarden Geräte weltweit mit dem Internet verbunden sein. Einer der Gründe dafür ist die Einführung von 5G und die dadurch ermöglichte hohe Geschwindigkeit der Verbindungen.

Laut einer anderen Studie der Agentur IoT Analytics, die im ICT journal erschienen ist, waren 2018 weltweit 17 Milliarden Objekte vernetzt, was einem geschätzten Marktwert von USD 151 Milliarden entspricht. Dieser Wert dürfte 2025 die Schwelle von USD 1'500 Milliarden überschreiten.

Letzte Änderung 04.12.2019

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