"So können Start-ups schneller wachsen"

Swissnex feiert seinen zwanzigsten Geburtstag. Das Netzwerk will dazu beitragen, dass die Leistungen der Schweiz in den Bereichen Bildung, Forschung und Innovation in die ganze Welt ausstrahlen. Es erleichtert beispielsweise innovativen KMU den Einstieg in wichtige Märkte.

Bei seiner Gründung in den USA im Jahr 2000 zielte das erste Büro in Boston darauf ab, eine Verbindung zu den dort ansässigen Schweizer Forschern aufrechtzuerhalten und Synergien zwischen der akademischen Welt und der amerikanischen Wirtschaft herzustellen. Zwanzig Jahre später hat das Netzwerk dazu beigetragen, das Image der Schweiz zu modernisieren und ihre Führungsposition in den Bereichen Bildung, Forschung und Innovation (BFI) zu festigen. Heute hat swissnex Büros in Boston, Rio, Shanghai, Bangalore und San Francisco. Welche Bedeutung hat ein solches Netzwerk für die Schweiz und wie will es sich künftig weiterentwickeln? Ein Gespräch mit Malin Borg Soares, Leiterin des swissnex Netzwerks in Bern.

In welchen Bereichen ist swissnex tätig?

Malin Borg Soares: Wir bauen Brücken zwischen unseren Schweizer Partnern, hauptsächlich Universitäten, Start-ups und andere innovationsorientierte Unternehmen, und den Ökosystemen der ausländischen Märkte, in denen sie sich niederlassen wollen. Dank unseren Büros vor Ort können wir sie mit den richtigen Leuten in Kontakt bringen und ihnen wertvolle Informationen über das anvisierte Land liefern, sei es in politischer oder wirtschaftlicher Hinsicht. Wir veranstalten auch verschiedene Programme, die an die jeweiligen Bedürfnisse der Partner angepasst sind.

Was ist das Besondere an diesem Netzwerk?

Borg Soares: Wir sind zwar an den Bund angegliedert, doch die Büros in den Ländern, in denen wir präsent sind, sind klein und funktionieren ein bisschen wie Start-ups. Das bedeutet, dass wir uns sehr schnell an die Belange unserer Partner anpassen können. Die Teams sind jung und bestehen hauptsächlich aus Einheimischen, die über ein ausgezeichnetes Netzwerk und viel Expertise in Bezug auf ihren Markt verfügen. Ausserdem befinden sich alle unsere Büros mitten in wichtigen Innovationszentren.

Welche Rolle spielen die rund zwanzig Wissenschaftsrätinnen und -räte, mit denen Sie zusammenarbeiten?

Borg Soares: Sie sitzen in den Botschaften und haben die Aufgabe, die Zentrale in Bern über die grossen politischen Themen der Länder, in denen oder mit denen wir arbeiten, auf dem Laufenden zu halten.

Welche Bedeutung hat ein solches Netzwerk für die Schweiz?

Borg Soares: Die Schweiz war das erste Land, das ein derartiges Netzwerk aufgebaut hat. So waren wir auch eine Inspirationsquelle für andere Länder. Das Image unseres Landes beruht auf Spitzenleistungen, insbesondere in den Bereichen Bildung, Forschung und Innovation. Die Rolle von Swissnex besteht darin, dieses Image zu pflegen, denn es erweist sich als echtes Soft Power-Instrument.

Welchen Platz nimmt die Schweiz im weltweiten Vergleich im BFI-Bereich ein?

Borg Soares: Wir belegen nahezu jedes Jahr den ersten Platz im weltweiten Innovationsranking (Global Innovation Index der Weltorganisation für geistiges Eigentum/WIPO). Die Schweiz ist ein kleines Land, aber sie geniesst überall auf der Welt einen exzellenten Ruf, was ihrem Netzwerk von Universitäten und Hochschulen zu verdanken ist. Zudem gibt es eine enge Zusammenarbeit zwischen dem privaten und dem akademischen Sektor, welche Innovationen vorantreibt.

Welche wirtschaftlichen Auswirkungen hat das Netzwerk auf die Schweizer KMU?

Borg Soares: Wir arbeiten vor allem mit Start-ups und sehr grossen Unternehmen zusammen. Wir erleichtern ihnen den Einstieg in Märkte, die deutlich grösser sind als die Schweiz, und helfen ihnen bei der Suche nach Investoren. So können sie viel schneller wachsen.

Welche Bilanz ziehen Sie aus den letzten zwanzig Jahren?

Borg Soares: Damals hatte die Schweiz mit einem starken Brain Drain zu kämpfen, vor allem durch Abwanderung in die USA. Das war einer der Beweggründe für die Einrichtung unseres Büros in Boston, das sich zwischen Harvard und dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) befindet. Das Ziel war, die Beziehung zu diesen Akademikern zu stärken, damit sie mittelfristig in die Schweiz zurückkommen. Heute ist es anders. Die Schweiz ist für die akademische Welt zu einem äusserst attraktiven Land geworden. Man spricht inzwischen eher von "Brain Circulation".

Was sind die nächsten grossen Projekte von swissnex?

Borg Soares: Wir werden uns unter anderem auf Aspekte im Zusammenhang mit dem Klimawandel konzentrieren. Unser Netzwerk organisiert zahlreiche Veranstaltungen und Schulungen in der ganzen Welt, was viele Interkontinentalflüge mit sich bringt. Das wollen wir nicht mehr. Da es aber auch unmöglich ist, sämtliche Präsenzveranstaltungen abzuschaffen, werden wir auf ein Hybridmodell mit einem grösseren digitalen Anteil hinsteuern.

Auf welche Finanzierungsquellen greifen Sie zurück?

Borg Soares: Der Bund stellt das Budget für den laufenden Betrieb zur Verfügung. Die Projekte wiederum werden zu circa 65% von unseren rund 180 Partnern in der Schweiz finanziert.

Warum sollten sich Schweizer Jungunternehmer an Sie wenden?

Borg Soares: Die Zusammenarbeit mit swissnex verschafft ihnen Zugang zu wertvollen Informationen über die Märkte vor Ort und bietet ihnen die Möglichkeit, schneller mit den richtigen Leuten in Kontakt zu kommen.


Informationen

Zur Person/Firma

Malin Borg Soares vom swissnex Netzwerk

Malin Borg Soares, die am Genfer Hochschulinstitut für internationale Studien und Entwicklung ihren Master absolvierte, begann ihre Karriere bei swissnex 2013 mit der Eröffnung des Büros in Brasilien. Sie war unter anderem für das operative Geschäft in Rio und Sao Paulo zuständig und leitete Projekte während der Olympischen Spiele und der Fussballweltmeisterschaft. Seit 2018 ist sie Leiterin des swissnex Netzwerks in der Zentrale in Bern.

Letzte Änderung 06.01.2021

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