"Das Produktdesign war unsere Visitenkarte fürs Ausland"

Die Designagentur Vetica verkauft ihre Dienstleistungen in verschiedenen Teilen der Welt. Eine vielversprechende Marktlücke für Schweizer KMU. Tipps von Peter Wirz, Gründer und CEO der Gruppe.

Die Schweizer Exporte beschränken sich nicht nur auf Waren und Fabrikerzeugnisse. Auch wenn es um Dienstleistungen, gute Ideen und Know-how geht, hat ‘Swiss made’ weltweit einen guten Ruf. Das KMU Vetica aus Luzern, das auf Corporate Design und Corporate Identity spezialisiert ist, beschäftigt in verschiedenen Zweigniederlassungen rund 60 Mitarbeitende und Freelancer. Zu seinen Kunden gehören sowohl schweizerische Firmen wie der Kaffeemaschinenhersteller Thermoplan, das Schuhlabel Navyboot oder der Ordner-Spezialist Biella als auch die deutschen Unternehmen Siemens und Brita sowie die taiwanesischen Hersteller Zeng Hsing (Nähmaschinen) und Royal-Dent (Zahnimplantate). Laut CEO Peter Wirz geniessen Schweizer Firmen im Bereich Dienstleistungen und Beratung im Ausland hohe Anerkennung und können im Export erfolgreich sein. Vorausgesetzt, sie wissen, wie sie es angehen müssen.

Vetica Group hat in Asien einen guten Stand. Wie sind Sie auf diesen Markt gelangt?

Peter Wirz: Einige unserer Kunden in der Schweiz und Europa haben uns bei ihren asiatischen Partnern empfohlen. Genauer gesagt, bei denjenigen, die das Design ihrer Produkte an die westlichen Märkte anpassen wollen. Wir haben uns nach und nach über Mundpropaganda einen Ruf gemacht. Heute ist China nach der Schweiz und Europa der Markt mit dem grössten Kundenkreis. Wir arbeiten dort seit 14 Jahren für verschiedene Unternehmen.

Welche Leistungen bieten Sie diesen Firmen konkret an?

Wirz: Das Produktdesign war der Einstieg für unsere Geschäfte im Ausland. Die Nachfrage unserer internationalen Kunden weitete sich dann auf das Marketing, Produktoptimierung, Kommunikation oder auch Branding aus. Heute beziehen sich unsere Aufträge auf sämtliche Dienstleistungen, die für die Entwicklung einer Handelsstrategie von Belang sind.

Mussten Sie Ihre Tätigkeit an die Erwartungen dieser internationalen Kunden anpassen?

Wirz: Unser Leistungsspektrum hat sich erweitert, da unsere ausländischen Kunden immer komplexere Anfragen an uns stellten. Anders als in Europa, wo sich unsere Arbeit auf das Design konzentriert, verfolgen wir die Projekte in Asien von Anfang bis Ende, also von der Erstellung eines Konzepts bis zu dessen Entwicklung im Bereich Marketing und Strategie. Unsere Partner vor Ort haben uns zunächst wegen unserer Kompetenzen im Design angefragt. Dann haben sie uns gebeten, einen Teil unserer Kompetenzen zu ihnen zu bringen und sie bei allen Aktivitäten zu unterstützen, die für ihre Entwicklung im Westen notwendig sind. Deshalb haben wir 2006 ein Büro in Taipei eröffnet und 2013 eine Tochtergesellschaft in Hongkong. Unsere asiatischen Partner freuen sich, dass wir bei ihnen investieren und dass wir mit Experten und Ideen zu ihnen kommen.

Was sind die Stärken von Vetica Group im Ausland?

Wirz: Das Design und das Marketing asiatischer Produkte an die westliche Geschäftswelt anzupassen, bleibt für die Unternehmen ausserhalb Europas und Nordamerikas schwierig. Unser Erfolg in der Schweiz und in Europa sowie unser grosses Netzwerk vor Ort sind die Trümpfe, mit denen Vetica in Asien punktet. Wir sind für die asiatischen Firmen eine der Brücken zu unseren Märkten. Wir bringen ihnen unsere langfristige Erfahrung, die für ihre Entwicklung in den mittleren und oberen Marktsegmenten unverzichtbar ist. Wir helfen ihnen dabei die speziellen Erwartungen westlicher Kunden zu verstehen. Industrielle Produkte zu fertigen, ist für ein asiatisches Unternehmen kein Problem: Sie wissen, wie man Dinge nachmacht und sich von dem inspirieren lässt, was anderswo geschieht. Aber ihnen fehlt die Erfahrung, um die Codes und die Funktionsweisen unserer Märkte zu verstehen.

Haben Sie keine Angst, verdrängt zu werden, nachdem Sie das Know-how weitergegeben haben?

Wirz: Wenn man Dienstleistungen verkauft, besteht dieses Risiko bei jedem beliebigen Kunden. In Asien schätzt man unsere Erfahrung und unseren Perfektionismus. Unsere Stärke ist der Willen, immer 100% zu erreichen, wo sich ein asiatisches Unternehmen mit 90% zufrieden geben würde. Dieser Unterschied bewirkt, dass die Zusammenarbeit mit uns notwendig bleibt und der Erfolg eine gemeinsame Sache ist.

Was würden Sie einem KMU raten, das Dienstleistungen verkauft und im Ausland expandieren will?

Wirz: Es ist schwer, im Ausland erfolgreich zu sein, wenn man keine Unterstützung hat. Mir erscheint es wesentlich, sich auf Unternehmen zu stützen, die auf den anvisierten Märkten schon aktiv sind, und sich von den in der Schweiz vorhandenen Agenturen für Wirtschaftsförderung helfen zu lassen. Ausserdem sollte man vertrauensvoll und in gegenseitigem Respekt zusammenarbeiten und Unterschiede akzeptieren.


Informationen

Zur Person/Firma

Peter Wirz, Gründer und CEO der Vetica Group

Nach seinem Studienabschluss als Maschinenbauer und Produktdesigner begann Peter Wirz seine Karriere beim Haushaltsartikelhersteller Bodum (LU). Zudem arbeitete er bei Lista (TG), einem Designer von Möbeln für Werkstätten und Lager. 1998 gründete er die Designagentur Vetica Group, die heute auch Zweigstellen in Hamburg, Taipeh und Hongkong hat. In Luzern besteht das Team von Vetica Group aus 18 Mitarbeitenden.

Letzte Änderung 06.03.2019

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