"Es hat uns überrascht, wie lange die erste Finanzierungsrunde gedauert hat"

Das Start-up Lunaphore hat zwei Finanzierungsrunden erfolgreich gemeistert. Mitgründerin und COO Déborah Heintze spricht über diese entscheidenden Phasen und verrät ihre Tipps. 

Lunaphore ist ein Start-up aus dem Bereich Medizintechnik mit Sitz in Lausanne. Mit seinem Verfahren zur Gewebeanalyse konnte es die Investoren überzeugen. Seit den Anfängen im Jahr 2014 hat es zwei Finanzierungsrunden abgeschlossen, die ihm CHF 8 Millionen einbrachten. Eine dritte Finanzierungsrunde über weitere CHF 5 Millionen steht kurz vor dem Abschluss. Erläuterungen von Déborah Heintze, Mitgründerin und Chief Operating Officer (COO) der Firma. 

Worin besteht die Technologie von Lunaphore?

Déborah Heintze: Es handelt sich um ein Gerät zur Automatisierung von Tests zur Krebsdiagnose. Es beruht auf der Einfärbung von Biomarkern in den Gewebeproben, die den Patienten bei einer Biopsie entnommen wurden. Die Methode gibt es schon, aber unsere Maschine liefert die Ergebnisse nach wenigen Minuten und nicht nach mehreren Stunden. Ausserdem erlaubt sie eine präzisere Diagnose. 

Wie ist das Start-up entstanden und wie hat es sich entwickelt?

Heintze: Ata Tuna Ciftlik, einer der drei Gründer von Lunaphore, hat die Technologie während seines Doktorandenstudiums an der ETH Lausanne entwickelt. Damals arbeitete er mit dem waadtländischen Universitätsspital zusammen. Die Idee, ein Start-up zu gründen, damit das Verfahren für die Spitäler und Labors zugänglich wird, wurde von einem Arzt, mit dem er zusammenarbeitete, sehr unterstützt. Offiziell gegründet wurde die Firma dann 2014. Von da an haben wir verschiedene Prototypen entwickelt und getestet. Gegenwärtig sind wir in der Zulassungsphase und wir planen, das Produkt Anfang 2019 auf den Markt zu bringen. Im Moment hat Lunaphore 23 Mitarbeiter. 

Welche Finanzierungsstrategie haben Sie verfolgt?

Heintze: Wie viele Start-ups aus den technischen Hochschulen und Universitäten haben wir zunächst auf Stipendien vom Typ Innogrant gesetzt, mit denen sich eine Technologie, die in den Labors einer Hochschule entwickelt wurde, in ein Unternehmensprojekt verwandeln lässt. Wir haben auch an vielen Wettbewerben wie Venture Kick oder dem Prix Entreprendre Région Lausanne teilgenommen. Doch solche Finanzierungen sind für eine langfristige Entwicklung nicht ausreichend. Deshalb haben wir uns relativ schnell auf die Suche nach Investoren gemacht. 

Wie lief Ihre erste Finanzierungsrunde ab?

Heintze: Es ist wichtig, dass man mit einem konkreten Ziel an die Investoren herantritt. Das Ziel unserer ersten Kapitalbeschaffung in Höhe von CHF 2 Millionen bestand darin, einen soliden Prototyp entwickeln zu können. In diesem Stadium ist die grösste Herausforderung für ein Start-up, andere zu überzeugen und zu beweisen, dass man es kann, selbst wenn noch niemand die Firma unterstützt hat und sie daher noch keine hohe Glaubwürdigkeit vorweisen kann. Zwischen den ersten Kontakten zu unserem späteren Lead Investor (Hauptinvestor), Redalpine Venture Partners, und dem Abschluss des Prozesses, verging ein Jahr. 

Wie sind Sie denn überhaupt mit den Investoren in Kontakt gekommen?

Heintze: Hauptsächlich über Pitch-Events in der Schweiz, die sich speziell an Investoren richten und in deren Anschluss Networking-Treffen stattfinden. Für die zweite Runde haben wir vor allem unser Netzwerk aktiviert. Redalpine Venture Partners spielte hier eine wichtige Rolle, da sie uns mit anderen potenziellen Geldgebern in Kontakt bringen konnten. 

Die zweite Finanzierungsrunde war also leichter?

Heintze: Ja. Wenn die erste Runde erfolgreich war, kommen die Dinge danach besser ins Rollen. Im Herbst 2017 haben wir eine zweite Kapitalerhöhung über CHF 6 Millionen abgeschlossen, wodurch wir unsere Marktzulassungsphase beginnen konnten. Diesmal bestand die grösste Herausforderung darin, Investoren zu überzeugen, sich unserer Vision anzuschliessen. Es war wichtig, Partner zu finden, die bereit sind, mehr als Geld beizutragen und uns an ihrer Erfahrung und ihrem Netzwerk teilhaben zu lassen. Gerade befinden wir uns kurz vor dem Ende einer dritten Finanzierungsrunde über CHF 5 Millionen, um die Zulassungsphase abzuschliessen und die CE-Kennzeichnung zu erhalten. 

Was würden Sie anderen Start-ups raten?

Heintze: Uns hat es wirklich überrascht, wie viel Zeit wir für die erste Runde gebraucht haben. Nachdem wir einen ernsthaften Kontakt zu unserem Hauptinvestor aufgebaut hatten, dachten wir, dass drei Monate ausreichen würden, aber es hat ein Jahr gedauert. Vor allem diverse Vertragsänderungen und die Prüfung jeder neuen Version haben viel Zeit in Anspruch genommen. Wir hatten nicht viele finanzielle Reserven, wodurch es sehr kompliziert wurde, mit dieser Situation umzugehen. Ich rate daher allen Start-ups, die sich auf diesen Weg begeben, einen gewissen Spielraum einzuplanen. Allgemein empfehle ich, nach weiteren Optionen zu suchen, selbst wenn ein Investor ein konkretes Angebot auf den Tisch gelegt hat. Wenn man Alternativen hat, kann man entspannter in die Gespräche gehen und es wird leichter, die Vertragsbedingungen auszuhandeln.


Informationen 

Zur Person/Firma

Déborah Heintze, COO von Lunaphore

Déborah Heintze ist Mitgründerin und Chief Operating Manager (COO) von Lunaphore. Sie schloss an der EPFL einen Bachelor in Life Sciences and Technology und einen Master in Bioengineering ab. Zudem verbrachte sie ein Jahr an der Harvard-MIT Division of Health Sciences and Technology in Boston. Mit dem Master in der Tasche arbeitete sie zunächst ein Jahr lang an der Technologietransferstelle der EPFL, bevor sie sich 2013 dem Gründerteam von Lunaphore anschloss.

Letzte Änderung 19.09.2018

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