Unternehmen: Wie bereitet man die eigene Nachfolge vor?

Jedes dritte KMU in der Schweiz verschwindet, da sich keine Nachfolgeperson findet. Die Übertragung des Unternehmens ist eine zentrale Aufgabe, wenn man die Kontinuität und den Erfolg eines Geschäfts sicherstellen will. Die notwendigen Schritte für die Umsetzung sind häufig komplex und brauchen mehrere Jahre Vorbereitung.

Zwei Geschäftsleute geben sich die Hand.

Der Prozess der Firmenübertragung dauert im Durchschnitt 6,6 Jahre, wie die Wirtschaftsberatung Dun&Bradstreet mitteilt. Ausserdem haben knapp 15% der Unternehmen, bei denen in den kommenden fünf Jahren ein Inhaberwechsel ansteht, noch nicht mit den nötigen Schritten begonnen. Diese fehlende Vorbereitung kann zu einer übermässigen Arbeitsbelastung während der Übergangsphase, einem geringeren Verkaufspreis oder gar zu einem Verschwinden des Unternehmens führen. "Idealerweise sollte man die Nachfolgefrage schon im Alter von 55 Jahren stellen", empfiehlt Matthias Büeler, Partner im Bereich Transaktions- und Nachfolgeberatung bei der Wirtschaftsprüfungs-, Treuhand- und Beratungsgesellschaft BDO.

Die Nachfolgerin oder den Nachfolger finden

Es gibt heutzutage im Wesentlichen drei Szenarien für die Nachfolge: die familieninterne Übertragung (auch FBO für "Family Buy-Out"), die firmeninterne Übertragung, bei der die Geschäfte an einen oder mehrere Angestellte übergeben werden (auch MBO für "Management Buy-Out"), und den externen Verkauf.

"Bei den meisten Firmeninhabern wird häufig schon in den ersten Phasen des Prozesses klar, was die beste Wahl ist." Die persönliche Situation der Inhaberin oder des Inhabers sowie die Grösse und die Branche des Unternehmens sind entscheidende Elemente. "In den früheren Generationen war die Familiennachfolge der Standard. Diese Art der Übertragung ist jedoch immer weniger verbreitet, selbst bei KMU", gibt Matthias Büeler zu bedenken.

Zudem schliessen einige Unternehmerinnen und Unternehmer diese Option von Anfang an aus. Adrian Amstutz, Inhaber von Amstutz Produkte in Eschenbach (LU) beschloss 2022, sein Chemikalien-Unternehmen zu verkaufen. Die Frage nach der Art der Nachfolge stellte sich für ihn nicht: Er hat keine Kinder und keiner der leitenden Angestellten war bereit, die Firma zu übernehmen.

Auch wenn der externe Verkauf durch ein anderes Unternehmen manchmal aufgrund der erheblichen finanziellen Mittel, die zur Verfügung stehen, relativ rasch über die Bühne gehen kann, darf man dabei nicht das Risiko unterschätzen, dass der Käufer wieder abspringt. "Man sollte nicht nur auf einen potenziellen Käufer setzen, selbst wenn die Kommunikation gut funktioniert und man sich versteht. Man muss immer einen Plan B in petto haben", sagt Adrian Amstutz.

Den Preis festlegen

Um ihren Verkaufswert schätzen zu lassen, müssen sich die Firmen an ein darauf spezialisiertes Unternehmen wenden. "Familienmitglieder oder Angestellte, die die Firma übernehmen, erhalten häufig einen Rabatt", erklärt Matthias Büeler. In der Regel werden FBOs und MBOs mit einem Nachlass von bis zu 30% abgeschlossen.

Der Prozess erfordert eine Vielzahl von häufig komplexen und zeitaufwändigen Schritten: Finanzprüfung, Inventar der Aktiva und Passiva oder auch die Überprüfung der Verfahren auf Konformität mit den rechtlichen Bestimmungen. Viele Unternehmen haben diesbezüglich zu dem Zeitpunkt, wenn der Inhaber anfängt, über die Nachfolge nachzudenken, keine entsprechende Dokumentation. Für Adrian Amstutz bedeutete die Nachfolge eine erhebliche Erhöhung seiner Arbeitszeit während der Übergangsphase. "Man muss sich darauf gefasst machen, über mehrere Monate mehr als 60 Stunden pro Woche zu arbeiten. Das ist auch eine Phase, in der man gegenüber den potenziellen Käufern jederzeit verfügbar zu sein hat", ergänzt er.

Das Schiff verlassen oder an Bord bleiben?

Bei einem FBO oder MBO und auch bei einem externen Verkauf kann der ehemalige Inhaber noch während einer bestimmten Zeit in die Geschäfte des Unternehmens eingebunden bleiben, weil er entweder selbst das Bedürfnis danach hat oder der Käufer es wünscht. Im zweiten Fall besteht das Ziel darin, von den firmenspezifischen Kompetenzen des ehemaligen Chefs zu profitieren und den Übergang zu erleichtern, insbesondere bei den Beschäftigten und den Kunden.

Adrian Amstutz hat beschlossen, Amstutz Produkte nicht sofort zu verlassen: "Das Unternehmen trägt meinen Namen, was den Käufer wahrscheinlich dazu veranlasst hat, mich erstmal an Bord zu behalten." Aus Sicht von Matthias Büeler sind alle Szenarien denkbar. Der Experte warnt jedoch vor dem Risiko, ein "Phantom-Eigner" zu werden. "Diese Situation kann innerhalb des Unternehmens und bei den Partnern für Verwirrung sorgen. Wenn sich die alten und neuen Inhaber nahestehen, können emotionale Bindungen eine rationale Entscheidungsfindung in Bezug auf den Grad der Einbeziehung des Vorgängers verhindern."


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Schwer verkäufliche Unternehmen

Firmen, die in einer Branche mit hoher Wertschöpfung, also beispielsweise in der chemisch-pharmazeutischen Industrie oder der Informationstechnologie tätig sind, haben gute Chancen, verkauft zu werden und weiter zu florieren. Bei anderen Unternehmen kann es jedoch schwerer sein, einen Käufer zu finden oder sie an die nächste Generation zu übergeben. Das gilt unter anderem für Werkstätten, Maurerbetriebe oder Verlage. Laut der Stiftung KMU Next verschwindet jedes dritte KMU in der Schweiz, da sich keine Nachfolgeperson findet.

Laut Einschätzung von Matthias Büeler können diese Unternehmen aber an grössere strategisch bedeutsame Akteure der jeweiligen Branche verkauft werden, sodass man einen würdevollen Abschied finden kann. "Allerdings muss man mitunter Zugeständnisse beim Kaufpreis machen", fasst der Experte zusammen.

Letzte Änderung 07.02.2024

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